Film | Wer ist Hanna? | |
Originaltitel | Hanna | |
Produktionsland | Deutschland, Großbritannien, USA | |
Jahr | 2011 | |
Spielzeit | 111 Minuten | |
Regie | Joe Wright | |
Hauptdarsteller | Saoirse Ronan, Cate Blanchett, Eric Bana, Jessica Barden, Tom Hollander, Olivia Williams, Jason Flemyng, Martin Wuttke | |
Bewertung |
Worum geht’s?
Hanna ist 16 und hat von der Zivilisation in ihrem Leben so gut wie nichts mitbekommen: Sie wächst alleine mit ihrem Vater Erik in einer Hütte am Polarkreis auf, umgeben von nichts als Schnee und Natur. Sie lernt von ihm reichlich Sprachen und verschiedene Kampftechniken. Und sie erfährt von ihm den Grund, warum sich die beiden in totaler Abgeschiedenheit verstecken müssen: Erik ist das Opfer eines Geheimdienst-Komplotts. Nach wie vor haben es die Agenten auf ihn abgesehen, ebenso wie auf Hanna, denn wenn ihre Geschichte ans Licht kommt, wäre das ein Skandal. Hanna beschließt, sich auf die Spur dieser Geschichte zu machen, den Sprung in die Zivilisation zu wagen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Es wird eine mörderische Mission – und zugleich eine Reise zu ihrer eigenen Biografie.
Das sagt shitesite:
Die vielleicht wichtigste Szene zum Verständnis von Wer ist Hanna? gibt es gegen Ende. Die 16-Jährige hat da schon eine Odyssee durch halb Europa hinter sich und landet schließlich in Berlin, wo sie im geschlossenen Freizeitpark „Spreepark“ das Haus von Wilhelm Grimm betritt. Sie trifft dort einen schrägen Schausteller, der mit ihrem Vater befreundet ist und ihr wertvolle Informationen liefern kann. Es ist ein bizarres Umfeld für einen Agententreff, und der Bezug auf die Märchen der Brüder Grimm ist zentral für die Idee dieses Films: Wer ist Hanna? funktioniert in erster Linie über eine düstere Atmosphäre, die Kraft der Fantasie und ein unerbittliches Duell von Gut gegen Böse.
Was der Thriller allerdings nicht zu bieten hat, ist Plausibilität. Das ist in einem gewissen Rahmen verkraftbar in diesem Genre, und wenn Hanna auf der Suche nach der FBI-Agentin Marissa Wiegler eine rasante Jagd mit spektakulärer Action hinter sich gebracht hat, dann mag man dafür auch die eine oder andere Unstimmigkeit verzeihen. Was schwerer wiegt, ist die Tatsache, dass ihre Motivation schleierhaft bleibt. Sie will sich mit einer Gegnerin messen, deren Kraft und Motivation sie nicht einschätzen kann, sie gibt freiwillig ihr Versteck preis und stürzt sich in die Welt, ohne selbst zu wissen, welches Rätsel sie lösen will. Dieses „Warum?“ schwebt von Anfang an über Wer ist Hanna? und wird auch nach knapp zwei Stunden nicht beantwortet. Es ist ein Klotz am Bein, den dieser Film nie so recht abschütteln kann.
Immerhin ist Wer ist Hanna? spannend, bietet eine bestechende Videoclip-Ästhetik (zu der auch der Soundtrack der Chemical Brothers) beiträgt und wartet mit einigen originellen Ideen auf. Dazu gehört vor allem der Einfall, ein leichenblasses, zerbrechlich wirkendes Mädchen als Killermaschine zu inszenieren. Hanna (höchst eindrucksvoll verkörpert von Saoirse Ronan) ist erbarmungslos, berherrscht und mit allen Wassern gewaschen, wenn es um Kampf oder Flucht geht. Die roboterhafte Eiseskälte, mit der sie ihre ziemlich dicke Blutspur zieht, lässt tatsächlich manchmal frösteln. Diese Härte kontrastiert gekonnt mit Hannas Unbeholfenheit im sozialen Miteinander, was einige durchaus amüsante Szenen zur Folge hat, etwa wenn sie zum ersten Mal einem Fernseher ausgesetzt ist oder sich der Urlaubsflirt-Avancen eines jungen Spaniers erwehren muss.
Gerade diese entspannteren Passagen unterstreichen allerdings, dass Wer ist Hanna? zu viel will: Coming-Of-Age-Geschichte, Familiendrama, Roadmovie, visionäres Märchen, Geheimdienst-Thriller – der Film findet für all diese Ansätze letztlich keine überzeugende Klammer.
Bestes Zitat:
„Woran ist deine Mutter gestorben?“ – „An drei Kugeln.“
Der Trailer zum Film.