Film | Du hättest gehen sollen | |
Produktionsland | USA | |
Jahr | 2020 | |
Spielzeit | 93 Minuten | |
Regie | David Koepp | |
Hauptdarsteller*innen | Kevin Bacon, Amanda Seyfried, Avery Tiiu Essex | |
Bewertung |
Worum geht’s?
Theo, Susanna und die gemeinsame Tochter Ella verbringen einen Urlaub in Wales. Er ist Bankier, sie ist Schauspielerin. Für die Unterkunft fällt ihre Wahl auf ein hoch modernes, sehr ausgefallenes und weit abgelegenes Ferienhaus. Das passt vor allem gut zu den Vorstellungen von Theo. Denn nachdem seine erste Ehefrau ums Leben gekommen war, musste er sich als prominenter Manager einem spektakulären Gerichtsprozess stellen. Seitdem hat er sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Den Aufenthalt auf dem Land will er auch nutzen, um zur Ruhe zu kommen und an seiner Beziehung zu arbeiten. Denn schon lange hat er immer wieder schlaflose Nächte, in Bezug auf die deutlich jüngere Susanna ist er krankhaft eifersüchtig und gegenüber der kleinen Ella plagen ihn Schuldgefühle, weil er das tragische Ende seiner ersten Ehe vor der Tochter verheimlicht. Die Zeit in Wales wird allerdings alles andere als erholsam. Ausgerechnet das Haus selbst wird nämlich zum Stressfaktor. Türen, die gestern noch da waren, sind tags darauf ganz woanders. Räume scheinen zu verschwinden und Wände sich zu verschieben. Bald ahnt Theo: Irgendjemand will nicht, dass er sich hier aufhält.
Das sagt shitesite:
Für die männliche Hauptrolle in Du hättest gehen sollen war ursprünglich Nicolas Cage vorgesehen. Dass stattdessen Kevin Bacon hier als Theo zu sehen ist, wird zum Glücksfall für diesen Film, der auf einer Erzählung von Daniel Kehlmann beruht. Bacons Fähigkeit, beherrscht, stoisch, sogar langweilig zu wirken und dabei doch einen Abgrund erahnen zu lassen und den Verdacht zu wecken, dass er ständig unter Strom steht und eine gewaltige, dunkle Kraft in sich unterdrücken muss, trägt diesen Film. Sie passt auch wunderbar zur Herangehensweise von Regisseur David Koepp, der zuvor eher als Drehbuchautor reüssiert hatte. Er nimmt sich viel Zeit, vieles in seinem Film bleibt lange diffus (auch der Kern des Plots) und den beträchtlichen Grusel, der sich hier einstellt, erzeugt er aus Subtilität, nicht aus Schock-Momenten.
Wenn Theo sich an Meditation (mit einer App) versucht oder Banalitäten in sein Tagebuch schreibt, baut das eine erstaunliche Spannung auf – nicht nur, weil man weiß, dass man es hier im weitesten Sinne mit einem Horrorfilm zu tun hat, sondern weil zugleich klar wird, wie viel Mühe es ihn kostet, einen Anschein von Normalität oder gar Harmonie zu erwecken. Er vermutet, dass Susanna einen Liebhaber hat, womöglich in ihrem Alter, und fühlt sich bestätigt, als er ein zweites Handy von ihr findet. Er verdrängt die Vergangenheit mit dem Tod seiner ersten Frau, statt sich ihr zu stellen – und nährt damit den Verdacht, dass er vielleicht doch nicht ganz so unschuldig daran ist. Als er dann eine mysteriöse Warnung bei einem Einkauf im nächsten Dorfladen erhält und schließlich einen Eintrag in seinem Tagebuch findet, der nicht von ihm stammt und ihn auffordert, das Haus zu verlassen, zweifelt er nicht nur an seinem eigenen Geisteszustand, sondern noch mehr an Susannas Loyalität und Ellas Chancen, einmal glücklich zu werden.
Das Irrationale erscheint hier ebenso zwangsläufig wie beklemmend, es sind Albträume und Traumata am Werk, vielleicht auch Alter Egos oder Doppelgänger. Dass es letztlich so überzeugend seine Wirkung entfalten kann, liegt an der zweiten großen Stärke von Du hättest gehen sollen: Das Haus selbst wird zur Bedrohung. Es wirkt lebendig, scheint ein Hirn und eine (ziemlich finstere) Persönlichkeit zu haben. So wie sich sein Innenleben von einem leicht unterkühltem Charakter hin zu handfester Lebensgefahr für die Bewohner*innen entwickelt, so schaukelt sich hier ein Gefühl von Unbehagen zu intelligentem Nervenkitzel auf.
Bestes Zitat:
„Das Jetzt ist ein Zustand, der so nicht bleiben kann.“
Der Trailer zum Film.