Dua Lipa – „Be The One“

Künstler Dua Lipa

Dua Lipa Be The One Review Kritik
„Be The One“ wurde erst in Deutschland, dann weltweit zum Hit.
Single Be The One
Label Sony
Erscheinungsjahr 2015
Bewertung

Be The One ist eine Geschichte von zweiten Versuchen. Als der Song im Oktober 2015 veröffentlicht wurde, war es die zweite Single der damals 20-jährigen Engländerin, nachdem Dua Lipa mit New Love ernüchternd wenig Impact erzielt hatte. Dieses Schicksal teilte zunächst auch dieser Song: Es gab wenig Resonanz, bis einige deutsche Radiosender das Lied spielten und zu einem langsam die Charts emporkletternden Dauerbrenner machten (hierzulande stand die Single 28 Wochen lang in den Charts und kam bis auf Platz 11). Dieser Erfolg sorgte für Rückenwind und eine internationale Neuveröffentlichung Ende 2016 (inklusive neuem Video), erst damit landete Dua Lipa einen Top-10-Hit in ihrer englischen Heimat und wurde mit einer Goldenen Schallplatte in den USA ausgezeichnet – der eigentliche Startschuss für ihre Karriere.

Etwas zäh war auch ihre eigene Annäherung an dieses Lied. Komponiert wurde Be The One von Lucy Taylor, Digital Farm Animals und Jack Tarrant, und Dua Lipa wollte es eigentlich nicht aufnehmen, weil es aus fremder Feder stammt (auf ihrem 2017er Debütalbum landete es schließlich als einer von nur zwei Songs, an denen sie nicht mitgeschrieben hat). Erstens ist sie aber gut mit Lucy Taylor befreundet, die den Text über eine ihrer eigenen Liebesgeschichten verfasst und ihr das Lied angeboten hat. Zweitens hatte sie viel Spaß daran, das Stück zu singen. Und drittens brauchte sie einen Hit – und dass Be The One, produziert von den Digital Farm Animals, dazu das Potenzial hatte, war unverkennbar. Also rang sie sich doch durch, sich an dem Song zu versuchen und machte ihn sich schnell zu eigen.

Schließlich geht es auch im Text um einen zweiten Versuch. Eine Beziehung ist hier schon beendet, aber die Ich-Erzählerin ist keineswegs davon überzeugt, dass sie damit auch endgültig gescheitert ist. „I can be the one“, singt Dua Lipa in Richtung des Ex, der aus dem „off“ wieder ein „on“ machen soll – und es ist ihrer Performance zu verdanken, dass das nicht wie Anbiedern klingt, sondern letztlich wie Vertrauen in die eigene Stärke, gespeist aus der Erkenntnis, dass Liebe den Glauben daran braucht, dass sie funktioniert, und dass man diesen Glauben durchaus im gemeinsamen Experiment (re-)produzieren kann. Die leicht exotischen Einflüsse lassen an Nelly Furtado denken, die Perspektive ist eine selbstbewusste Souveränität, wie man sie etwa bei Robyn findet. „Let me be the one“ heißt hier nicht: „Bitte, bitte nimm mich (zurück)“, sondern „Ich brauche nur noch diese eine Chance, dann kann ich beweisen, wie gut wir zueinander passen, und du wirst nie mehr ohne mich sein wollen.“

Die Single wird hier angereichert um den With You Remix, der noch einmal unterstreicht, dass Be The One fast genauso nahe an Clubsounds ist wie an Radiopop: Die Stimme wird hochgepitcht, der Beat beschleunigt. Dieser Ansatz ist interessant, hätte aber nicht über fast sechs Minuten Spielzeit strapaziert werden müssen. Auch die B-Seite Last Dance ist ein gemischtes Vergnügen: Der Track stellt die Stimme von Dua Lipa ins Zentrum, die von großer Senisibilität zeugt und im Refrain auch viel Kraft zeigt. Die einzelnen Ideen innerhalb des Songs funktionieren gut, es könnten aber gerne ein oder zwei Ideen mehr sein. Schließlich ist auch New Love noch einmal enthalten, mit einer Stimme, die plötzlich nahe an Amy Winehouse ist, einem geheimnisvollen Backing, einem seltsam altertümlichen Beat-Sample und einer Atmosphäre, die blitzschnell von elegant zu hektisch wechseln kann. Auch das wirkt nicht komplett schlüssig, zeigt aber Bandbreite der Fähigkeiten und vor allem den Willen zu Eigenständigkeit, den Dua Lipa dann zwei Jahre später auch auf Albumlänge beweisen sollte.

Die 2015er Version des Videos von Be The One setzt auf Verführung statt Product Placement.

Website von Dua Lipa.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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