Künstler | Duke Garwood | |
Album | Garden Of Ashes | |
Label | Heavenly | |
Erscheinungsjahr | 2017 | |
Bewertung |
„Take a walk with me through the ashes of this garden“, singt Duke Garwood in Garden Of Ashes, dem Titelsong seines sechsten Albums. Es ist zugleich die wichtigste Zeile auf dieser Platte, und man kann sich fragen: Ist er gerade zum Opfer des Klimawandels geworden? Davon sollte man nicht ausgehen müssen, denn ein eigener Garten ist in seiner Heimatstadt London sowieso ein höchst seltenes und angesichts der Grundstückspreise extrem teures Vergnügen. Hat er sich vielleicht als Brandstifter betätigt? Das könnte man schon eher vermuten, schließlich sagt er über sich: „Ich bin ein wütender Mensch. So wütend, dass ich mich selbst verbrenne. So wütend, dass ich die Luft um mich herum erhitze. Das ist der nukleare Treibstoff für meine Musik.“
Doch selbstverständlich ist diese zentrale Zeile als Metapher gemeint. Mit Produzent Strat Barrett und unterstützt von Paul May (Schlagzeug), Pete Marsh (Kontrabass) und Katherine and Jessica von den Smoke Fairies (Gesang) hat er eine Platte gemacht, die uns die Augen öffnen soll für all die Zerstörung, die wir anrichten. „Ich wollte auf Heavy Love [dem 2015 erschienenen Vorgänger] eine Platte folgen lassen, die sich wie ein warmes Honigbad für die Seele anfühlt. Sie blickt dem Monster des Hasses ins Auge, das unseren Garten erobern will. Es wird Zeit für uns Menschen, wunderschöne Krieger zu sein und für das zu kämpfen, was wir lieben“, fasst Duke Garwood die Ausgangsposition zusammen.
Wer so eine Aussage schwülstig findet, wird sich wundern: Garden Of Ashes entspricht genau den beiden Polen in diesem Zitat. Es gibt Monster, Hass und Krieg, es gibt aber eben auch das besagte Honigbad. Die Attribute „warm“ und „wunderschön“ treffen ohnehin auf die meisten der Lieder zu, auch wenn sie bei den beiden akustischen Tracks Sing To The Sky und Sleep am deutlichsten zutage treten, ebenso wie etwa im reduzierten Arrangement von Days Gone Old.
„Ich mache schöne Musik, weil wir gerade keine wütende Musik gebrauchen können“, erklärt Duke Garwood diesen scheinbaren Widerspruch. „Jeder kann den Fernseher einschalten und wird dann mit einer Horrorshow konfrontiert, dann muss ich das nicht auch noch aus der Stereoanlage haben. Ich versuche, dieses Gefühl von Frustration, das wir alle derzeit empfinden, in etwas mit mehr Fokus zu destillieren. (…) Vielleicht sollten wir es wie Elvis machen und diesen verdammten Fernseher einfach erschießen.“
Coldblooded, das die Platte eröffnet, zeigt vielleicht am besten, wie es ihm gelingt, diese Wut zu kanalisieren. Auch das Gutgemeinte endet in diesem Blues schlimm und bei den Zeilen “Let us make a deal / double or nothing” ahnt man, dass man bei diesem Angebot nicht gewinnen kann. Lyrisch am stärksten wird der Sonny Boogie: Das Geschehen auf der Erde ist darin so schlimm geworden, dass sogar die Sonne sich von ihr abwendet. Zugleich zeigt das Lied, dass die Songs von Duke Garwood hier bei allem Wohlklang durchaus auch Kraft haben, aber die zerfasert oft ganz bewusst, statt dass alle Elemente in eine Richtung streben.
„Das Album handelt von der Mitternacht im Garten der Liebe. Im Garten von Gut und Böse. Im Garten Eden, von dem wir wissen, dass er für die gierigen Geldsäcke zerstört wird. Es ist alles niedergebrannt. Wir haben es in Asche verwandelt“, bringt der 49-Jährige die Atmosphäre der Platte noch einmal auf den Punkt. So wirkt Garden Of Ashes in der Tat: als würde er die Apokalypse betrachten, durch einen ziemlich schicken Fotofilter.