Autor | Åke Edwardson |
Titel | Die Rache des Chamäleons |
Originaltitel | Möt mig i Estepona |
Verlag | Ullstein |
Erscheinungsjahr | 2011 |
Bewertung |
Eine Frau, zwei Kinder, ein Häuschen, ein angenehmer Job in einer Werbeagentur. Peter Mattéus lebt den Inbegriff der bürgerlichen Beschaulichkeit. Das einzige, was ihn in seinem Alltag zu stören können scheint, sind gelegentliche Zweifel an seinem Beruf («Die Werbebranche ist eine gigantische Verschwendung menschlicher Intelligenz», denkt er) und das mittelprächtige skandinavische Wetter. Ein einziger Brief lässt dann sein trügerisches Glück zerbrechen: Seine Vergangenheit holt ihn ein. Er wird gezwungen, nach Spanien zu fahren. Dort war er, unter seinem richtigen Namen Svante Berger, einst für baskische Separatisten an Waffenschmuggel und Anschlägen beteiligt. Und nun gilt es, eine alte Rechnung aus dieser Zeit zu begleichen.
Erfolgsautor Åke Edwardson lässt seinen neusten Krimi damit an den beiden Orten spielen, auf die sich auch sein eigenes Leben aufteilt: Er lebt mit seiner Frau in Göteborg und verbringt stets einige Monate im Jahr im Süden Spaniens. Die Rache des Chamäleons profitiert von dieser profunden Kenntnis der Landschaft und Atmosphäre Andalusiens. Ein noch größerer Pluspunkt für dieses Buch ist aber der Einfall, neben Peter Mattéus auch seine Frau Rita ins Zentrum des Geschehens zu stellen.
Am Beginn, als Peter erpresst und mit anonymen Hinweisen aufgefordert wird, nach Spanien zu kommen, entsteht so für den Leser ein doppeltes Spannungsverhältnis. Einerseits im Hinblick auf die Erpresser, die zunächst nicht sagen, was sie wollen – und erst recht nicht, wer sie sind. Andererseits im Hinblick auf das Ehepaar: Man ahnt, dass Peter eine dunkle Vergangenheit hat, und bald zeichnet sich ab, dass er dadurch nun auch seine Familie in Gefahr bringt, die nichts von den kriminellen Machenschaften seiner Jugend und seiner früheren Existenz als Svante Berger weiß. Aber er will sie nicht einweihen – und so steht schnell die Frage im Raum, wie lange er vor ihr sein Doppelleben verbergen kann.
Letzteres wird verstärkt durch den Kniff, dass Edwardson kurze Passagen immer wieder aus der Perspektive von Rita erzählt, die ihrem Mann beistehen will, aber dazu sein Vertrauen braucht. Das gilt umso mehr, als das Paar in Spanien angelangt ist und von Peters alten Kameraden in ein finsteres Komplott eingebunden werden soll. Immer wieder gibt es dann in Die Rache des Chamäleons abrupte Ortswechsel und Zeitsprünge, die die Verwirrung und Ohnmacht des Paars illustrieren. Sehr gekonnt baut Edwardson so einen Krimi auf, in dem am Ende jede Szene bedrohlich wirkt, sogar das harmloseste Alltagsgeschehen. Und man ahnt: Diesen finsteren Trip in die Vergangenheit können Peter und Rita nur überstehen, wenn sie zusammenhalten.
Bestes Zitat: „Peter hat nie Golf gespielt. Er kennt einige, die Golf spielen. Er mag diese Menschen nicht sonderlich, sie haben etwas Oberflächliches, vielleicht, weil er sich selber in ihnen wiedererkennt. Aber was weiß er schon von sich. Womöglich kennt er nur die Oberfläche.“