Autor | Diane DiPrima |
Titel | Nächte in New York |
Verlag | Rogner & Bernhard bei Zweitausendeins |
Erscheinungsjahr | 1969 |
Bewertung | **1/2 |
Das Buch wird als Beat-Literatur und „Underground-Klassiker“ angepriesen, aber für einen keuschen katholischen Jungen wie mich ist es nichts anderes als Pornographie. Ich wollte mir eigentlich den Spaß machen und die Seiten zählen, auf denen nicht „Schwanz“, „Möse“ oder „vögeln“ steht. Sehr viele dürften es nicht sein.
Diane DiPrima lässt es jedenfalls nicht an Detailgenauigkeit fehlen, auch nicht an Häufigkeit (ihr Verleger forderte angeblich ständig „Mehr Sex“, und sie gehorchte ihm).
Obwohl zwischen all den Abenteuern eigentlich kaum noch Platz ist, schimmert dabei aber durchaus so etwas wie das Lebensgefühl der Prä-Beat-Ära durch. Um Selbstsuche geht es dabei, um Mündigwerden, verlorene Identität. Um Lesen, Kunst und Hunger. Und um Jazz.
DiPrima schafft es, all dies erahnen zu lassen, und mehr als erahnt hat sie diese Stimmung Anfang der 1950er wohl selbst nicht (ihre Erinnerungen sind schätzenswert, ihre neueren Ansichten jedoch empörend dumm). Die Augen öffnet ihr die Lektüre von „Howl“ und passenderweise bildet eine Orgie mit ihr, Allen Ginsberg, Jack Kerouac und irgendwelchen anderen Leuten den Abschluss des Buches.
Beste Stelle: „Wir waren vollständig isoliert und unerreichbar, versuchten nicht einmal, mit dieser kleinen Handvoll Gleichgesinnter Kontakt aufzunehmen. Wir waren hauptsächlich damit beschäftigt, unsere Integrität zu wahren (viel Zeit und Energie ging dabei drauf, die verschiedenen Möglichkeiten des ‚Aussteigens‘ zu diskutieren) und cool zu bleiben: eine harte, klare Haltung inmitten von angstverbreitender Indifferenz und Sentimentalität – ‚Medienmatsch‘. Wir wollten Trost, Anerkennung und Liebe voneinander, und der Rest der Welt ließ uns kalt.“