Autor | Frank Spilker | |
Titel | Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen | |
Verlag | Hoffmann und Campe | |
Erscheinungsjahr | 2013 | |
Bewertung |
Hach, die Sache mit dem Erwachsenwerden. War wohl noch nie einfach, und ist auch nicht leichter geworden, seit man mit 44 noch Chuck’s tragen, mit 67 noch Mutter werden und mit 69 ½ noch in einer Rockband singen kann. Besonders heftig wird einem das immer dann klar, wenn plötzlich alle wollen, dass man seine Rechnungen bezahlt.
So geht es auch Thomas Troppelmann. Für die Hauptfigur (der Begriff „Held“ wäre für jemanden wie ihn wirklich denkbar unangemessen) in Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen geht es schon eine Weile stetig bergab. Seine Freundin Andrea hat ihn verlassen, die Kumpels wundern sich immer öfter über ihn, sein Grafikbüro ist pleite. Er funktioniert nicht mehr: „Es ist, als würde sich alles auflösen. Zerbröseln, zerfallen, wie auch immer.“ Als ihm das klar wird, ergreift er die Flucht, ohne zu wissen, wo er eigentlich hin will.
Frank Spilker macht aus dieser Ausgangssituation einen sehr gelungenen Debütroman, der vor allem von seiner lässigen Atmosphäre und – wen wundert’s bei einem Autor, der bisher vor allem als Frontmann der Hamburger Band Die Sterne bekannt war – seinem Sound lebt. Die Stammkneipe als Ersatz-Zuhause, der ruiniöse Idealismus der sogenannten Kreativen, die heimelige Miefigkeit beim Besuch der Eltern in der Provinz: All das ist wunderbar eingefangen und entpuppt sich nach und nach als Last, die Thomas Troppelmann wenn schon nicht abschütteln, so doch wenigstens begreifen will.
Das Unmerkliche ist ein wichtiges Thema in Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen. Es lief lange Zeit ganz gut für den Erzähler, aber jetzt ist er auf dem Weg zum Loser (oder sogar schon dort angekommen). Wann begann der Niedergang? Wann haben sich Möglichkeiten plötzlich in Verpflichtungen verwandelt? Woher kommt die Scham beim Blick aufs eigene Leben – aus der Erwartungshaltung, die die anderen aufbauen, oder aus dem Eingeständnis an sich selbst, dass man es versaut hat?
In den schlimmsten Momenten hat der Erzähler das Gefühl, im Boden zu versinken, gleich mehrfach. Nicht immer ist damit Angst verbunden, mitunter erscheint ihm diese Option auch reizvoll. Verstärkt werden seine Zweifel zudem durch Passagen, die erst wie Halluzinationen wirken, sich dann aber als Kindheitserinnerungen entpuppen. In ihnen sucht er schließlich so etwas wie den Schlüssel – nicht zum Glück, aber zum Verständnis für sein eigenes Leben.
Bestes Zitat: „Vernunft, das ist doch nichts anderes als die ödeste Realität.“