Autor | Hermann Hesse | |
Titel | Der Steppenwolf | |
Verlag | Suhrkamp | |
Erscheinungsjahr | 1955 | |
Bewertung |
Das erste Drittel ist der Wahnsinn, so gut, dass ich fast schon Angst bekam. Die nüchterne Selbsterkenntnis, das Wissen um den Selbstbetrug, das Leiden an der „Dreckhölle der Herzensleere und Verzweiflung“. Dazu der Versuch der Rettung in der Nostalgie, der Geschichte und der Kunst. Ein Dokument der Zerrissenheit.
Hesse ist dabei nie gestelzt oder bloß auf einen Effekt aus, sondern in seinen Formulierungen ungemein klar und einfach, eben „grob wie unsere arme Idiotensprache“. Leider kann er wie Hemingway nicht auf Drogen verzichten, ist im Gegensatz zu ihm aber viel körperloser und spricht auch nicht alle Erkenntnisse und Vermutungen aus.
Und vor allem: Unterm Strich ist „Der Steppenwolf“ ungemein lebensbejahend, kennt Hoffnung und sogar Optimismus. Wunderbar die Abhandlung über den Humor als Trost und „vielleicht eigenste und genialste Leistung des Menschentums“.
Beste Stelle: „‚Die meisten Menschen wollen nicht eher schwimmen als bis sie es können!‘ Ist das nicht witzig? Natürlich wollen sie nicht schwimmen! Sie sind ja für den Boden geboren, nicht fürs Wasser. Und natürlich wollen sie nicht denken. Sie sind ja fürs Leben geschaffen, nicht fürs Denken! Ja, und wer denkt, wer das Denken zur Hauptsache macht, der kann es darin zwar weit bringen, aber er hat doch eben den Boden mit dem Wasser vertauscht, und einmal wird er ersaufen.“
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