Judith Hermann – „Sommerhaus, später“

Autor Judith Hermann

Judith Hermann schreibt höchst assoziativ und sinnlich.
Titel Sommerhaus, später
Verlag S. Fischer
Erscheinungsjahr 1998
Bewertung

Weil Judith Hermann sehr gut wahrnimmt, vor allem ihre eigene Wahrnehmung, aber nie sich selbst, findet sie einen ganz eigenen, neuen Stil. Sehr assoziativ und sinnlich, wie in einem Traum. Passend dazu gibt es in „Sommerhaus, später“ nirgends eine Vorgeschichte oder ein richtiges Ende, treten alle Figuren einfach auf. Sie werden kaum vorgestellt, aber das ist auch gar nicht notwendig, weil man sie schon kennt.

Hermanns Themenauswahl ist etwas seltsam, objektiv nichtssagend, aber doch verbunden durch das Leitmotiv der verpassten Chance. Nach dem spezifisch Weiblichen in ihren Erzählungen habe ich vergeblich (wenn auch intensiv) gesucht. Aufgefallen ist mir nur, dass sie Edwyn Collins falsch schreibt, das wäre einem Mann wohl nie passiert und macht die ganze (und bei ihr ohnehin überflüssige) Musikzitiererei unglaubwürdig.

Beste Stelle: „Wir sind im Flur des Regisseurs zwei Mal auf verschiedene Hamster getreten. Die Hamster gaben grässliche Geräusche von sich, und die Bali-Frau lachte, hob sie auf und warf sie in eines der vielen Zimmer hinein.“

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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