Autor | Martin Blath und Elke Herbst | |
Titel | Wohnst du schon oder lachst du noch? Die witzigsten Immobilienanzeigen | |
Verlag | Kiepenheuer & Witsch | |
Erscheinungsjahr | 2012 | |
Bewertung |
Elke Herbst und Martin Blath wurden angeblich „inspiriert“ zu diesem Buch, als sie vor einiger Zeit selbst auf Wohnungssuche in Berlin waren. Wahrscheinlicher ist, dass sie sich mit Wohnst du schon oder lachst du noch? als Trittbrettfahrer versuchen. Mit ein bisschen Rückenwind von Spiegel Online haben schließlich Bändchen wie Wer lacht, hat noch Reserven – die schönsten Chef-Weisheiten oder Ich bin ein Kunde, holt mich hier raus – Irrwitziges aus der Servicewelt einigen Erfolg erzielt. Warum sollte man also nicht auch Die witzigsten Immobilienanzeigen, so der Untertitel ihres Buchs, unters Volk bringen können?
Das Fachmagazin Das Haus erkennt in dem Buch „Schräges, Lustiges und Poetisches aus den Immobilienanzeigen der Republik“, der Erkenntnisgewinn ist allerdings ebenso gering wie der Spaßfaktor.
Nicht alle, die Wohnungsannoncen aufgeben, sind Großmeister der deutschen Sprache (manche sind nicht einmal Kleinmeister)! In Anzeigen, mit denen etwas verkauft werden soll, wird mitunter übertrieben! Banale Dinge klingen vermeintlich viel cooler, wenn man ihnen englische Bezeichnungen gibt! Manche Leute erdreisten sich gar, Wohnraum in der Provinz anzubieten! Wer solche Einsichten für weltbewegend oder gar lustig hält, der wird seinen Spaß an Wohnst du schon oder lachst du noch? haben. Allen anderen sei abgeraten.
Da gibt es, womöglich direkt vorm Fenster und ohne Aufpreis, „leistungsfähige Straßen, die Autofahrern die Orientierung erleichtern“. Es erfolgt der hilfreiche Hinweis: „Die Mieterschaft ist situiert.“ Es gibt eine kurze Bedienungsanleitung für die neue Wohnung: „Hinter dem Bad befindet sich die Küche. Der Zugang erfolgt jedoch nicht über die Badewanne, sondern bequem vom Zimmer aus.“ Oder es wird auf architektonische Finessen wie diese hingewiesen: „Ein exklusiver Keller gehört zum Dachgeschoss.“
Das sind allerdings schon einige der Highlights aus diesen 237 Seiten. Regelmäßig werden auch die unvermeidlichen Beschönigungen aufs Korn genommen, die eine Bruchbude erwarten lassen („Dieses 2-Familien-Wohnhaus hat weder Schimmel noch Feuchtigkeit, mit genügend Eigeninitiative, viel Entschlossenheit und handwerklichem Geschick sind Sie genau richtig hier.“), pseudo-Luxus-Geschwafel entlarvt („Die Kastanienallee 63 platziert sich selbstbewusst unter Bezugnahme auf klassische Proportionen in die unmittelbare Nachbarschaft.“) oder das sprachlich wenig erfolgreiche Ausschmücken von Selbstverständlichkeiten („Der Stadtteil definiert sich über zahlreiche Facetten, die die Umgebung prägen.“) vorgeführt.
Viele der hier versammelten Immobilienanzeigen werden nur dadurch halbwegs amüsant, dass sie von den Autoren spöttisch kommentiert werden, auch die Illustrationen von Thomas Plaßmann sind meist Rohrkrepierer und das ebenfalls enthaltene Interview mit Immobilienmaklerin Helga Püschel dient eher deren Selbstdarstellung als der Aufklärung des Lesers, der sich womöglich ein paar nützliche Tipps für die Wohnungssuche oder den Hausverkauf erhofft hatte.
Unterm Strich ist Wohnst du schon oder lachst du noch? sagenhaft lieblos – sogar die meisten Verfasser der misslungenen Annoncen, die hier zusammengestellt sind, haben sich wohl mehr Mühe gegeben als Elke Herbst und Martin Blath bei diesem Buch.
Bestes Zitat (wohl eine Anzeige aus Leipzig): „Das Allee-Center bietet kurze Einkaufsmöglichkeiten direkt am Ort und sorgt zugleich für ein sauberes und lebendiges Wohnumfeld.“