Autor | Michel Houellebecq |
Titel | Ausweitung der Kampfzone |
Verlag | RoRoRo |
Erscheinungsjahr | 1994 |
Bewertung | ***1/2 |
Ich habe dieses Buch zum Geburtstag geschenkt bekommen, vielleicht ist das bedenklich. Ich fand es aber nur halb so schockierend wie vom Schenkenden angekündigt. Es erinnert nicht wenig an den „Steppenwolf“, nur lebt der Protagonist eben hundert Jahre später und ist nicht so konsequent.
Den Anfang fand ich etwas holprig, aber eben diese scheinbar zusammenhanglosen, scheinbar belanglosen Szenen machen dann ja die elementaren Probleme des Ich-Erzählers deutlich. Weil er sie sich zwar eingesteht, aber sie nicht zurückverfolgt, bleibt der Leser genauso hilflos, was ihre Lösung angeht und genauso ohnmächtig im Jetzt.
Erstaunlicherweise behält der Ich-Erzähler von allen Hauptfiguren dennoch die meiste Würde. Buvet wähnte sich nur in einem erfüllten Leben, erkennt nun seinen Fehler und sieht kein neues Ziel, nicht mal eine Methode, um mit der Situation zurechtzukommen. Tisserand kämpft zwar, vordergründig um Sex, in Wirklichkeit aber um Anerkennung und damit um Normalität, wird all das aber nie erreichen können, was seine Tragödie ist.
Die Fabeln fand ich eher störend, die Ansichten des Autors über das Informations- und Kommunikationszeitalter wirkten etwas holprig hineingeschustert. Ausnahmsweise gefiel mir aber das offene Ende, denn man weiß nicht, um dort nun wirklich der Selbstmord steht, ein neuer Lebenswille oder aber – worauf am meisten hindeutet – der Neubeginn durch den Tod. Lobend erwähnt werden müssen auch die Fragezeichen, die typographisch sehr schick und sehr zahlreich waren.
Beste Stelle: „Aber in Wahrheit kann nichts die immer häufigere Wiederkehr jener Augenblicke verhindern, in denen Ihre absolute Einsamkeit, das Gefühl einer universellen Leere und die Ahnung, dass Ihre Existenz auf ein schmerzhaftes und endgültiges Desaster zuläuft, Sie in einen Zustand echten Leidens stürzen. Trotzdem haben Sie immer noch keine Lust zu sterben.“
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