Autor | Johann Wolfgang von Goethe |
Ausgabe | Poetische Werke |
Verlag | Insel |
Erscheinungsjahr | 1773-1833 |
Bewertung | ****1/2 |
„Poetische Werke“ meint hier die berühmte „gelbe“ Ausgabe im Insel-Verlag, also die Dramen und Lyrik komplett, die Prosa fast, dazu Maximen und Reflexionen, Dichtung und Wahrheit sowie Auszüge aus den wissenschaftlichen Arbeiten. Ich habe unglaublich lang daran gelesen, fast drei Jahre.
Die Lyrik ist grandios, im besten Sinne prodesse et delectare. Am beeindruckendsten ist, dass alles (wie Goethe stets auch hervorgehoben hat) an eine Situation gebunden, im Kern also spontan ist. Nicht von ungefähr rührte seine frühe Vorliebe zu Gelegenheitsdichtungen. Daher haben die Gedichte ihre Leichtigkeit und Lebendigkeit. Deshalb sind sie nicht selten obszön, vulgär oder ordinär. Deshalb lag darin Goethes größtes Talent.
Die Dramen sind, jawohl, schwächer als bei Schiller, dessen Klasse eigentlich nur „Götz von Berlechingen“ erreicht. Und den „Faust“ (unbedingt beide Teile lesen!) natürlich noch übertrifft.
Hier wird Goethes Gesamtkonzeption bereits erkennbar, die er auch in seinen wissenschaftlichen Schriften verwirklichen wollte, von ästhetischen Überlegungen bis hin zu Betrachtungen über Geologie und der Farbenlehre. In wissenschaftlicher Hinsicht ist der Großteil dieser Versuche allenfalls amüsant (und bleibt ebenfalls weit hinter Schillers weitaus ausgereifteren Konzeptionen zurück). Dafür fasziniert aber aus heutiger Sicht, mit wie viel Phantasie Goethe an die Materie herangeht, und wie sehr er versucht, seine zentrale These zu bestätigen: dass Kunst und Natur eins sein sollen.
Unbedingt lesen: „Das Tagebuch“, „Einlass“, „Lasst mich weinen!“, „Vanitas! Vanitum Vanitas!“, „Alexis und Dora“, „Ergebung“, „Keinen Reimer wird man finden“, „Götz von Berlechingen“, „Faust I und II“, „Dichtung und Wahrheit“ (am besten erst nach der Lektüre seiner Werke).
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