Autor | Heinrich Heine |
Ausgabe | Sämtliche Werke |
Verlag | Weltbild |
Erscheinungsjahr | 1822-1854 |
Bewertung | ***1/2 |
Woher der Herr Heine seinen Ruhm bezieht, was gar dazu führte, dass er gelegentlich in einem Atemzug mit Goethe und Schiller genannt wird, erschließt sich bei der Lektüre seiner Werke leider nicht. Natürlich ist er als Poet ersterem ebenbürtig und letzterem überlegen, klar ist das „Buch der Lieder“ ein Schatz, eine Sonne. Doch nichts sonst aus Heines Schaffen reicht an diese Großtat auch nur annähernd heran.
Vor allem fehlt seinem nicht-poetischen Werk das Zeitlose, das heute noch Aktuelle, das uns bei Goethe oder Schiller an allen Stellen grüßt. Gerade weil Heine in einer aufregenden Zeit lebte und um die historische Dimension seiner Epoche wusste, gerade weil er so viel über seine Zeit nachdachte und schrieb, bleiben die allgemeinen Gesetze, das immergültige, oft im Dunkeln. Er ergeht sich in Details und Tagesscharmützeln, dabei weiß er selbst: „Die Salons lügen, die Gräber sind wahr. Aber ach! die Toten, die kalten Sprecher der Geschichte, reden vergebens zur tobenden Menge, die nur die Sprache der Leidenschaft versteht.“ Wer sich nicht für Geschichte, womöglich sogar nicht für Frankreich interessiert, der dürfte hier wenig Erquickendes finden. Die meisten seiner Texte sind eben „Berichterstattungen, die nur das Verständnis der Gegenwart beabsichtigen“, wie er seine Artikel für die „Allgemeine Zeitung“ einmal selbst genannt hat.
Vieles ist hier also eher Journalismus denn Literatur, als solcher nun allerdings sehr empfehlenswert. Heines Einschätzungen von Personen und Ideen, seine Prognosen und Analysen suchen ihresgleichen. Am stärksten ist er, wenn er satirisch (also moralisch) wird. Wer einmal Heines Groll auf sich gezogen hat, sei es als Politiker oder Künstler, der sollte sich besser ganz warm anziehen.
Unbedingt lesen: „Buch der Lieder“ (!!!), „Buch Le Grand“, „Florentinische Nächte“ im „Salon 2“, „Doktor Faust“, „Die Götter im Exil“.
Schwachsinn!