Autor | Steven Gaines |
Titel | Heroes and villains. The true story of the Beach Boys |
Verlag | Da Capo Press |
Erscheinungsjahr | 1986 |
Bewertung | ***1/2 |
Passender könnte der Titel nicht sein: Steven Gaines‘ Biografie zeichnet aus, dass er die Schattenseiten der Beach-Boys-Karriere nicht ausblendet. Ganz im Gegenteil: Der Einstieg lässt sogar befürchten, es handele sich hier um eine sensationsheischende Klatschfibel, sogar um Leichenfledderei. Doch der Tod von Dennis Wilson bildet nur die Rahmenhandlung.
Dazwischen erweist sich Gaines auch als Fan, was aber nie in Kritiklosigkeit mündet. Die Songs werden kurz und treffend analysiert und ins Werk eingeordnet.
Insgesamt spielt die Musik aber nur eine untergeordnete Rolle in „Heroes and villains“. Stattdessen kommen reichlich Augenzeugen zu Wort. Die Vielzahl von Primärquellen (und auch die Ehrlichkeit, abweichende Darstellungen gelegentlich in Fußnoten zu bieten) verleihen dem Buch, das auf dem Stand von 1984 ist, die nötige Authentizität und Glaubwürdigkeit.
Vor allem will es zeigen, wie die Beach Boys zu Multimillionären und ernsthaften Konkurrenten der Beatles werden konnten, um dann als ruinierte Drogenwracks und psychische Pflegefälle zu enden. Das gelingt Gaines ganz vorzüglich, auch weil der Autor trotz aller Bewunderung für die Gruppe schonungslos deren Egoismen freilegt. So gelingt ihm ein erhellendes und faszinierendes Werk, nicht nur über die Beach Boys, sondern auch über ihre Zeit, über Gruppendynamik und das Musikgeschäft.
Die beste Stelle ist die Charakterisierung von Beach-Boys-Vater Murry Wilson durch Chuck Kaye von A&M Records, die den hart erarbeiteten Aufstieg und tragischen Fall der Band erklärt: „He was a sick fuck, that’s who that guy was. He reared a brilliant genius of a son, raised him as a total neurotic. Look what could have been and what is.“
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