Künstler | DYSE | |
EP | Bonzengulasch | |
Label | Cargo | |
Erscheinungsjahr | 2017 | |
Bewertung |
Dass die beiden Typen von DŸSE recht ungewöhnliche künstlerische Vorstellungen umsetzen (in ihrer Musik, zuletzt auch in Theaterproduktionen), wäre allzu harmlos formuliert. Deutlicher ausgedrückt müsste es heißen: Sie sind komplett durchgeknallt.
Diesen Verdacht hatte schon das gefeierte Album Das Nation genährt, jetzt wird er von der EP Bonzengulasch erhärtet, die heute digital veröffentlicht wird und im Februar auch auf Vinyl erscheinen soll. Die drei Tracks klingen, als wären sie von jeweils unterschiedlichen Bands aufgenommen, und auch jeder für sich betrachtet sind sie mindestens experimentell.
Der Titelsong Bonzengulasch macht den Auftakt mit einer Zerstörungswut, die sich im Text gegen weitgehend alles richtet (Personen wie Großstadtvillenbesitzer, Gegenstände wie BMWs, das System an sich). Der Bass klingt entsprechend bösartig, die Gitarre hingegen fast niedlich. „Und du kommst mit!“, heißt es im Refrain. Soll das eine Drohung sein, also eine Geiselnahme?, fragt man sich. Oder die Feier des Zusammenhalts, also Kumpanei? In jedem Fall ist es eher ein Befehl als eine Feststellung.
Das folgende Euterei 2.0 ist fast komplett elektronisch, äußerst abstrakt und dennoch beängstigend. Im folgenden AchtNeunNeunNull besingen DŸSE „eine Gesellschaftsruine“, ebenfalls weitgehend elektronisch mit reichlich Synthies und Computersounds, allerdings mit deutlich höherem Spaßfaktor, sodass man an sehr frühe Deichkind oder eine sehr zynische Variante von Egotronic denken kann. Dann kommt noch eine Surfgitarre hinzu und schließlich das abschließende Versprechen „Wir gründen unsere Republik.“ Was man davon halten soll, ist rätselhaft, aber das ist ja schon einmal eine Leistung. Und dass in der Republik von DŸSE schon sehr bald Anarchie herrschen dürfte, kann wohl als Versprechen gelten.