Hoffen wir, dass die australische Rapperin Maya Jupiter den Spruch von „In der Kürze liegt die Würze“ kennt. Denn das Lied, das ihr Ehemann Aloe Blacc ihr nun widmet, hat im Titel nur drei Buchstaben. I Do (***) ist so etwas wie ein erneutes Versprechen der ewigen Treue, zugleich der erste Vorgeschmack auf das vierte Album des Mannes, der 2012 für zwei Brit Awards und 2015 für einen Grammy nominiert war. Vor allem seine Stimme kann darin glänzen, dazu kommen natürlich Liebesschwüre im Sinne von: Ich bin agekommen, glücklich, sicher in meiner Entscheidung und der größte Glückspilz der Welt. „Das Glück hat uns zusammengebracht, obwohl zwischen uns die halbe Welt und ein riesiger Ozean lagen“, schwärmt er beim Gedanken an seine Liebste. „I Do ist die perfekte Darstellung dieser tiefergreifenden Liebe, die wir teilen. Ich wollte einen Song für Maya schreiben, der zugleich persönlich und auch universell ist.“ Im Video sieht es aus, als würde das Paar, das bereits zwei gemeinsame Kinder hat, noch einmal heiraten. Das ist schwer romantisch und fügt sich natürlich sehr hübsch in die Kulisse des Hummingbird Temple in Los Angeles ein. Bleibt zu hoffen, dass sich Aloe Blacc auf der neuen Platte nicht nur zu Klavierballaden im privaten Glück sonnt, sondern auch die Sozialkritik und stilistische Vielfalt integriert, die man von ihm kennt.
Seit dem Debütalbum Hope Downs vor zwei Jahren haben Rolling Blackouts Coastal Fever keineswegs auf der faulen Haut gelegen. Es gab 2019 die Doppelsingle In The Capital/Read My Mind, natürlich auch eine umfangreiche Tour. Ob das gerade veröffentlichte Cars In Space (****) nun ein erster Ausblick auf ein neues Album sein wird, lassen die Australier zwar noch im Unklaren. Dass sie nach wie vor reichlich Energie und Talent für umwerfend mitreißende Gitarrenmusik haben, macht der Song aber sofort deutlich. „In meinem Kopf spielt dieses Lied in einem Auto. Es sind die aufgewühlten Worte und Gedanken, bevor man Schluss macht“, sagt Sänger und Gitarrist Fran Keaney. Passenderweise haben sie als Schauplatz für das Video (Regie führte Nick Mckk, unterstützt von Singer-Songwriterin Julia Jacklin) ein Autokino gewählt, allerdings am hellichten Tag und unterbrochen von Tanz-Choreografien. Sieht aus, als könnten bei ihnen sogar Beziehungskrisen noch Spaß machen.
Apropos Schlussmachen: Das Kapitel Tigeryouth in seiner musikalischen Laufbahn wird Tilman Zick nach zehn Jahren beenden beziehungsweise neu definieren: Statt Soloprojekt ist Tigeryouth nun eine Band, zu der neben ihm auch Riccarda (Schlagzeug), Linda (E-Gitarre) und Simon (Bass) gehören werden. Nach mehr als 600 Soloshows stehen die ersten Termine als Quartett pünktlich zum Jubiläum Ende April an. Als Unterstützung sind noch Lande Hekt (Sängerin der Muncie Girls), Ben David (The Hard Aches), Shitney Beers und LUEAM dabei, am 24. April ist die Truppe auch in Leipzig im Conne Island zu sehen. Vielleicht auch als Erinnerung an die nun hinter sich gelassenen Solozeiten gibt es jetzt ein Video zu Durchhalteparolen (***), natürlich ebenfalls während einer Konzertreise entstanden. „Schlafen, träumen von den großen Bühnen“ – vielleicht wird das ja jetzt zu viert zur Realität.
Nach zwei umjubelten EPs haben ÄTNA aus Dresden jetzt ihr erstes Album Made By Desire am Start. Zur Feier des Tages gibt es ein Video zu Won’t Stop (**1/2). Erneut haben Inéz (Gesang und Klavier) und Demian (Schlagzeug) mit Produzent Moses Schneider gearbeitet, wieder ist ihre Musik betont auf Neuartigkeit aus, die alle Grenzen sprengt, solche zwischen Genres, zwischen Ländern und zwischen Geschlechtern. „Improvisation ist unsere Philosophie. Und unser Tempo jedes Mal ein anderes“, erklärt das Duo. Hier fügen sie Stimmeffekte, Folklore, Rave, Trance und noch viel mehr zusammen. Das ist weiterhin viel zu artifiziell, um so unmittelbar sein zu können, wie Pop nun einmal sein sollte, aber in seinem Forscher- und Innovationsdrang beeindruckend. Für zwei Menschen, die sich 2012 als Musikstudierende auf einer 90er-Jahre-Euro-Trash-Party kennengelernt haben, haben ÄTNA kreativ schon eine verdammt weite Strecke zurückgelegt.
Mit der universellen Liebe, mit der dieses „Futter für die Ohren“ begonnen hat, soll es auch enden. „I’ll forever be your galaxy“ singt Gregor McEwan in seinem neuen Song Galaxy (****), der am 6. März erscheinen wird. Man darf das wohl eher als Versprechen denn als Drohung verstehen, denn neben einem sehr präsenten Beat, wie man ihn bei ihm noch nie gehört hat, steckt er beispielsweise auch kurze Sequenzen mit asiatischen Elementen, einer Geige und ein Fuzz-Gitarren-Solo hinein. „Ein grooviger und abgefahrener Dance-Song, bei dem es eine Menge Sounds zu entdecken gibt, und der wahrscheinlich der verrückteste aber auch coolste Song ist, den ich je geschrieben habe“, sagt er selbst über das Stück. Dass es auch wegen des Stimmeffekts nicht nur ein bisschen wie die aktuellen Werke von Noel Gallagher klingt, dürfte er hoffentlich als Kompliment begreifen. Geplant ist eine Tour im Herbst, die ihn am 16. Oktober auch nach Leipzig ins Horns Erben führen wird.