Das muss wohl diese Sache mit dem ewigen Kreislauf sein: What’s Past Is Prologue heißt das neue Album von Free Throw, das am 29. März herauskommen wird. Die Single The Corner’s Dilemma (****) gibt einen ersten Vorgeschmack und deutet zudem das dominierende Thema des dritten Albums der Band aus Nashville an: Frontmann Cory Castro will nicht nur seine geistige Gesundheit in den Griff kriegen, sondern sein komplettes Leben ändern. Ausgangspunkt dafür war ein Gespräch mit seinem Bruder Justin – zugleich Bassist in der Band – Ende 2017: „Das neue Album handelt von genau dieser Zeit in meinem Leben und dem Prozess, den ich im letzten Jahr angefangen habe, um wieder auf die Beine zu kommen“, sagt Cory Castro. „Beim letzten Album habe ich versucht, über meine psychischen Probleme zu sprechen, doch damals war ich mitten in der schlimmsten Phase und habe all das Gesungene gerade erst selbst durchgemacht. Es fühlte sich an, als würde ich aus der Leere schreien. Diesmal schaue ich zurück in diese Leere und fange endlich an zu verstehen, was wirklich vor sich ging.“
45 Mal Gold oder Platin, 1,4 Milliarden Streams, ein Grammy. Das ist keine schlechte Bilanz für Sick Boy, das zweite Album der Chainsmokers. Andrew Taggart und Alexander Pall scheinen keinerlei Lust zu haben, sich auf diesen Lorbeeren auszuruhen. Mit Who Do You Love (***) lassen sie morgen eine neue Single folgen, die nicht auf dem Album enthalten war und gemeinsam mit 5 Seconds Of Summer entstanden ist. Die haben auch nicht gerade mit mangelnder Nachfrage zu kämpfen: Die ersten drei Alben der Australier stiegen alle auf Platz 1 in den US-Charts ein, das hatte vorher noch nie eine Rockband geschafft. Was beide Acts vereint, ist nicht nur die Tatsache, dass sie in Deutschland etwas weniger erfolgreicher sind als im Rest der Welt, sondern – das zeigt auch Who Do You Love – eine Interpretation von Musik, die auf maximale Refrains setzt, auf Überwältigung statt Finesse. Auch bei den anstehenden Festivals dürfte man wieder beobachten können: Ihre Fans können sich dabei wunderbar selbst feiern, und dieser Anblick wird spektakulärer sein als alles, was die Chainsmokers auf der Bühne zu bieten haben.
Nach zwei EPs will Kevin Garrett nun am 22. März sein erstes Album Hoax vorlegen. Der 27-Jährige aus Pittsburgh darf sich einer gespannten Fangemeinde sicher sein, zu der nach den Stücken von Mellow Drama (2015) und False Hope (2017) beispielsweise schon Sam Smith und Katy Perry gehören. Er hat für Beyoncé geschrieben und war mit Mumford & Sons auf Tour, Noisey attestierte ihm die Fähigkeit, „mit dem hypnotischen Klang seiner Stimme in deine Seele zu greifen und deine Gefühle zu dirigieren“. Wie er das anstellt, zeigt auch die neue Single Faith You Might (***). Schicke Arrangements, beschauliche Atmosphäre und eine in der Tat im höchsten Maße einschmeichelnde Stimme sind die wichtigsten Zutaten. Der Albumtitel zielt höchstwahrscheinlich nicht darauf ab, dieses Talent als einen Hochstapler zu entlarven, vielmehr dürfte sich hier eine vermeintlich große Liebe aus Bluff erwiesen haben. Denn als Inspiration für die Platte nennt Kevin Garrett “one hell of a heartbreak”.
Livin‘ A Lie heißt die erste Single, mit der Foxygen ihr neues Album Seeing Other People (kommt am 26. April) ankündigen. Wer das ein bisschen düster findet angesichts der kalifornischen Gelassenheit und des Seventies-Schwelgens, für das Sam France und Jonathan Rado bisher bekannt waren, wird auf dem Album wohl erkennen, dass es in der Karriere des Duos durchaus auch Schattenseiten gab und gibt. „Vor ein paar Jahren haben wir mal gesagt, wir hätten jedes Rock’N’Roll-Klischee ausgelebt, und zwar innerhalb eines Jahres. Hier ist jetzt das Album dazu“, sagt Sam France, der im Video zur Single alleine durch ein schickes Haus im Westlake Village wandert, bevor er schließlich vor dessen Ruinen steht. Auch dieses Gefühl von Bedrohung und Niedergang soll prägend sein für die neue Platte, die Foxygen als „Sad-Boy Plastic-Soul Adult-Contemporary Cartoon-Noir Music“ bezeichnen. Wie das klingt, zeigt Livin‘ A Lie (****1/2) auf vorzügliche Weise. Wehmütig, ehrlich und ergreifend wird hier die Erkenntnis besungen: Die Zeit, sich etwas vorzumachen, ist vorbei.
„Das Publikum beruhigt mich. Ich singe nicht in eine sterile Leere hinein, sondern direkt für die Anwesenden“, sagt Catharina Boutari alias Puder. Um diesen Effekt maximal auszunutzen, hat sie 2016 die Puder Sessions erfunden, zu denen am 15. März der dritte Teil erscheinen wird. Die Idee dabei ist nicht nur, dass alle Songs live im Studio aufgenommen werden (vor einem extra eingeladenen Publikum), sondern auch sonst maximale Spontaneität: Nur zehn Tage hat die Hamburgerin sich und ihren Mitstreitern für Texten, Komponieren und Proben der insgesamt fünf neuen Lieder gegeben. Höhepunkt des am 15. März erscheinenden Werks mit dem Titel Die Session Tapes 3 – Geschichten vom Ende der Welt ist die Single Nackt (***), die es schon zwei Wochen eher als Stream und Download geben wird. Es ist der intimste Moment, nicht nur wegen der Zeile „Und wenn wir lieben, sind wir nackt.“ Der Gesang ist fast geflüstert, das Schlagzeug wird gestreichelt, die Perspektive ist ebenso erwachsen wie reflektiert. Zusätzlich werden die Geschichten vom Ende der Welt als 14- minütige Filmdokumentation und als ein 46-seitiges Buch erscheinen.