Wenn Musik als „bezaubernd“ gelobt wird, sollte man skeptisch werden, denn oft genug ist damit nur „belanglos“ gemeint. Bei Erland & The Carnival (also Erland Cooper und dem Ex-The-Verve-Gitarristen Simon Tong) kann davon allerdings keine Rede sein. Mit Closing Time haben sie gerade ihr drittes Album vorgelegt, es ist ebenso beschaulich (und bezaubernd) wie der Titel das vermuten lässt, allerdings keineswegs als Schlusspunkt der Karriere gedacht. “Closing Time doesn’t mark the beginning of the end; rather it marks an end to permit a new beginning”, lautet Erlands Interpretation des Albumtitels. “When summer dies it’s to let winter in, then spring opens it up again; it has to happen. It’s enjoyable when you accept that you have a limited time to make things happen to the best of your ability.” Auf der Soundcloud-Seite ihrer Plattenfirma Full Time Hobby gibt es gerade den Rausschmeißer des im Studio von Damon Albarn aufgenommen Albums, Daughter (***1/2), als Free Download. Ein schüchternes Klavier trifft darin auf brüchigen Gesang und dezente Streicher. Ich sag’s doch: bezaubernd.
Ab heute sind 1000 GRAM auf Deutschlandtour. Im Gepäck haben sie ihr neues Album Dances. Die erste Single Really Need Someone (***) verschenkt die deutsch-schwedische Band derzeit bei Soundcloud. „Put on your finest dancing shoes“, lautet darin der Appell von Sänger Moritz Lieberkühn. Bei so hübschem Indie-Sound, den es auch schon auf ihrem vorigen Album Ken Sent Me gab, folgt man dieser Aufforderung gerne, auch wenn ein bisschen mehr Tempo nicht schaden könnte, um wirklich in Schwung zu kommen. Andererseits: Manchmal ist es ja auch schön, wenn man schwelgen kann, ganz allein auf der Tanzfläche.
Auch Courtney Barnett ist demnächst in unseren Breiten live zu erleben. Köln, Berlin, Hamburg und München sind ab 17. November die Stationen der Australierin. Einen guten Eindruck davon, was man erwarten darf, vermitteln die vier Tracks von Splendour At The Grass, die es auf ihrer Homepage gerade für alle, die ihre E-Mail-Adresse hergeben, gratis zum Herunterladen gibt. Die EP wurde vom Radiosender Triple J beim gleichnamigen Festival mitgeschnitten. Zu den Höhepunkten gehören Avant Gardener (***), das sich tatsächlich als Lied übers Gärtnern entpuppt, und das leicht neben der Spur bleibende History Eraser (***1/2), ein Track über feuchtfröhliche Nächte. Die Stimme ist in der Nähe von Sheryl Crow, die Attitüde in der Nähe von Kate Nash. Kann man nicht meckern.
Einer Frau, die aussieht wie Esmé Patterson, gibt man(n) sicher gerne seine Mailadresse. Wenn man das hier tut, bekommt man jetzt sogar noch Tubleweed (***) gratis als MP3 dazu. Ihre Stimme gönnt sich darin die eine oder andere Extravaganz, dazu kommen eine gespenstische Gitarre und ein Horror-Country-Fundament – als würde Karen O auf Americana machen. Die Dame aus Denver war bisher bei Paper Bird im Einsatz, im Januar erscheint mit Woman To Woman ihre zweite Soloveröffentlichung. Die Platte verfolgt ein hoch interessantes Konzept: Esmé Patterson liefert darauf Antwortsongs auf berühmte Stücke der Pop-Geschichte – aus weiblicher Perspektive. Man darf gespannt sein.
Zum Schluss ein wenig Werbung: Der aktuelle Spot der DAK ist angeblich ein Renner in sozialen Netzwerken, das DAK-Lied gibt es deshalb jetzt auf der Website der Krankenkasse (nein, ich werde nicht bezahlt für diesen Link) als MP3 zum Downloaden. Mit On Your Side (**1/2) bekommt der „DAK-Song“ zwar einen ordentlichen Namen, von wem er ist, wird allerdings leider nicht verraten. Mein Tipp: eine fiese genetische Kombination aus den Lumineers, James Blunt und Ronan Keating.