Eigentlich sollte der Advent ja die Vorfreude aufs Weihnachtsfest steigern, Feine Sahne Fischfilet sind gedanklich aber schon mehrere Monate weiter. Ihre neue Single Alles auf Rausch (****) macht mächtig Lust auf den Festival-Sommer. Nicht nur mit einem Video, das reichlich Bewegtbild-Souvenirs vergangener Auftritte versammelt und dabei ebenso viel Lust auf Spaß wie Engagement und Überzeugung zeigt, sondern auch im Sound: Der Bass ist unbarmherzig, die Bläser sorgen für Extra-Feuer, die wichtigste Erkenntnis heißt: „Das hier ist unsere Zeit.“ Das neue Album Sturm & Dreck kommt am 12. Januar raus, ab Februar sind die Jungs aus Mecklenburg-Vorpommern dann auf Tour.
Schon besser passt die Geschichte von Andy Grammer in die Vorweihnachtszeit. Vom Straßenkünstler schaffte er es zum Plattenvertrag. Das Debütalbum im Jahr 2011 brachte gleich mehrere Radiohits (Keep Your Head Up, Fine By Me), der Nachfolger Magazines Or Novels (2014) enthielt mit Honey, I’m Good einen der zehn am besten verkauften Songs des Jahres in den USA. Gerade ist sein drittes Album The Good Parts erschienen; zur Single Smoke Clears gibt es jetzt ein Video mit einer netten Liveversion (**1/2). Der Song klingt, als sei er dem gemeinsamen Gehirn von Jack Johnson, Coldplay und den Chainsmokers entsprungen – kein Wunder, dass sich dieser Sound größter Beliebtheit erfreut. Andy Grammer sieht den Schlüssel dafür übrigens nach wie vor in seinen Anfangstagen: „So schwer es da draußen manchmal auch gewesen sein mag, ich würde nichts davon ändern wollen. Auf der Straße konnte ich beurteilen, welche Songs gut waren. Wenn die Leute anhielten und mir für eine Weile zuhörten, wusste ich gleich: Der Song ist ein Knaller.“
Beautiful People Will Ruin Your Life lautet die Warnung, die dem neuen Album der Wombats (erscheint am 9. Februar) ihren Titel verliehen hat. Mit der Single Turn (***1/2) gibt es einen Vorgeschmack der Band aus Liverpool. „Turn habe ich in New York geschrieben, es ist wahrscheinlich das elektronischste Stück auf dem Album. Was ein bisschen seltsam ist, weil ich eigentlich einen organischeren Sound mit weniger Synthesizern im Sinn hatte. Turn war so etwas wie ein Ausrutscher, aber ein sehr schöner“, sagt Sänger Murph über die Entstehung des Songs. Für eine Single hat das zwar recht wenig Punch, die bewährten Wombats-Stärken finden sich aber in jedem Fall: tolle Melodie, ein Hauch Melancholie, viel Romantik („I like the way your brain works“) und sogar eine Anspielung auf Drake im wundervollen Text.
Mit Franz Ferdinand legen im Februar noch andere britische Indie-Helden eine neue Platte vor. Always Ascending heißt das Versprechen, ebenso der erste Vorab-Track (***), der – und zwar in dieser Reihenfolge – David Bowie, Chic, Blondie und Gary Numan zu vereinen scheint. Ich bin mir noch nicht sicher, ob das ein Aufwärtstrend ist, aber in jedem Fall darf man gespannt sein auf das Album. Die Platte wurde in London und Paris aufgenommen, produziert hat Philippe Zdar (Cassius, Phoenix, Beastie Boys), das Ergebnis ist laut Sänger Alex Kapranos „futuristisch und naturalistisch zugleich“ geworden. Auch das Video entstand in Paris unter Regie des französischen Produktionskollektivs AB/CD/CD. „Sie haben die Stimmung des Songs und unser Wesen mit großer Detailgenauigkeit eingefangen. Das Video sieht ziemlich genau aus wie ein typischer Sonntagnachmittag im Hause Franz Ferdinand“, scherzt Kapranos.
Dass Mine ganz viel kann, dürfte sich herumgesprochen haben, spätestens nach ihrem Kooperationsalbum mit dem Rapper Fatoni. Als nächsten Beweis für ihre Vielseitigkeit gibt es am 2. Februar ein Livealbum. Aufgenommen wurde es am 22. April mit dem Berliner Kneipenchor, zwölf Streichern und vier Bläsern im Huxley’s Neue Welt. Auch etliche Gäste wie Großstadtgeflüster, Bartek (Die Orsons), Edgar Wasser, Tristan Brusch, Textor (Kinderzimmer Productions), Haller, Ecke Prenz, Friedrich Liechtenstein und natürlich Fatoni hat die Mainzerin eingeladen. Begleitet wird Live In Berlin, das mit Schwer bekömmlich und Guter Gegner zwei komplett neue Songs enthält, auch von einem Konzertfilm. Findelkind (**) ist die erste Kostprobe. Der Track krankt ein wenig daran, dass allzu viel zusammengepackt wird, was nicht unbedingt zusammengehört (Streicher, funky Bass, am Ende wilde Scratches, Breakbeats und Opernstimme). Zugleich zeigt diese Version, wie viele neue Dimensionen die Songs von Mine in dieser Besetzung bekommen können und wie ambitioniert sie auch in diesem Kontext versucht, immer neue Facetten in ihrem Sound zu finden. Derzeit kann man Mine noch auf Clubtour erleben, am 15. Dezember macht sie dabei auch in Leipzig (Conne Island) Station.