Zum Ende des Jahres wollen wir bei das „Futter für die Ohren“ mal aus ganz heimatlichen Gefilden beziehen. Gleich zum Auftakt die fünfte Single von Kraftklub: Am Ende (****) kennt man natürlich schon vom Album Keine Nacht für Niemand, das Video ist aber wieder einmal eine Entdeckung. Denn darin haben die Tänzer erneut einen großen Auftritt, die schon bei den zurückliegenden Shows für so viel Spektakel und Augenschmaus gesorgt haben. „Vor ungefähr einem Jahr haben wir uns zusammen gesetzt und überlegt, was wir im Festivalsommer 2017 gern machen würden, so an Showeffekten. (…) Irgendwann kamen wir auf die Idee, im Intro mit einem gigantischen Mob auf die Bühne zu gehen, der genau so angezogen ist, wie wir. Dann haben wir gedacht, es wäre doch geil, wenn die auch noch Choreografien tanzen könnten zu unseren Songs. Verteilt auf Bühne und Gerüst. Eine riesige Tanzwand sozusagen“, erklärt die Band die Entstehungsgeschichte dieser Idee. Die über Facebook akquirierten Hobby-Tänzer (4 Jungs und 68 Mädchen) werden im Kraftklub-Lager mittlerweile „die Lemminge“ genannt. „Es gibt auf YouTube Konzertmitschnitte aus dem Sommer zu sehen, aber wir wollten trotzdem dem ganzen Projekt noch gern ein Denkmal basteln. Das haben wir hiermit getan.“ Großartig.
Blond aus Chemnitz sind zu ungefähr zwei Dritteln tatsächlich blond und zu genau zwei Dritteln verwandt mit Kraftklub. Wer aus so gutem Hause kommt, macht natürlich Musik, die ebenso originell und zeitgemäß wie edgy und eingängig ist. Am ersten Freitag im neuen Jahr erscheint die zweite EP Trendy. Was Blond meinen, wenn sie einen „verstörenden Sog in eine Welt zwischen Indieclub und Konzertmuschel auf der Strandpromenade“ versprechen, zeigt die Single Spinat (****): Humor, Groove und Biss, irgendwo zwischen Stereo Total, NDW und Le Tigre. Im Januar gibt es Johann Bonitz, Lotta Kummer und Nina Kummer übrigens gleich zweimal live in Leipzig zu sehen (am 10.1. im Werk 2 als Support für Zugezogen Maskulin; am 18.1. im famosen Ilses Erika). Man darf spektakuläre Choreographien ebenso erwarten wie eigenwillige Outfits.
Fettes Brot haben mit Gebäck in the Days – Live in Hamburg (Albumtitel waren noch nie ihre Stärke) gerade ein neues Livealbum beziehungsweise einen Konzertfilm am Start. Das Ganze gibt es als Doppel-LP oder CD, bei beiden Varianten ist eine DVD dabei. Ein Highlight ist das Mashup Können diese Augen lügen / Little Numbers (***1/2) gemeinsam mit Boy, das es jetzt auch als Video gibt. Nach ein paar Takten Bruce Hornsby zeigt diese Version noch einmal, wie viel Groove in diesen Klavierakkorden steckt, auch schon bevor der Bass dazu kommt. Das „Whoho, Whoho“ bleibt auch von drei Jungs gesungen erfreulich unprollig und Valeska Steiner und Sonja Glass gehen äußerst souverän damit am, dass sie die meiste Zeit auf der Bühne stehen, ohne etwas zu tun zu haben.
HipHop im weitesten Sinne gibt es auch von AB Syndrom. Sie haben gerade die sechste Single aus dem umwerfenden 2015er Longplayer Hey Herz veröffentlicht. Rauch Licht und Raufaser (****) wurde klanglich gegenüber der Albumversion leicht aufgemotzt, der Clip enthält die im Titel enthaltenen Zutaten, ist aber als Clou auch in einer interaktiven Version verfügbar, in der man zwischen verschiedenen Strophen-Loops und dem Refrain wechseln kann. Große Klasse ist auch die Nachricht, dass Anfang 2018 eine neue Single von AB Syndrom und im Frühjahr dann ein Album erscheinen soll.
Ebenfalls sehr geschätzt von mir wird Gregor McEwan. Mit der Single You And I (***1/2) gibt es von ihm schon den dritten Vorboten auf das am 12. Januar erscheinende Album From A To Beginning. Der Sänger aus Haltern, der mittlerweile in Berlin lebt, nennt das Lied treffend einen „groovig-luftigen Dancesong mit einer Prise Daft Punk und Knight Rider.“ Für Ersteres sorgt der Bass, für Letzteres die Gitarre, dazu gibt es wunderhübsche Zeilen wie „Here I go / But where am I / when you and I collide“. Am 13. Januar ist Gregor McEwan live in Leipzig im Horns Erben zu sehen. Pflichttermin!