Eine sehr ehrenvolle Sache ist das: Mit dem Album Tiny Changes verneigen sich Künstler wie The Twilight Sad, Daughter, Craig Finn oder Benjamin Gibbard vor den Frightened Rabbits und ihrem vor vier Jahren verstorbenen Sänger Scott Hutchinson. Sie alle haben Lieder des 2008er Albums The Midnight Organ Fight neu interpretiert. „Es fühlte sich nach einer guten Art und Weise an, alle zu ehren und zu feiern, die in den vergangenen zehn Jahren ein Teil unserer Band-Geschichte waren. Und das Beste: Wir hatten selbst keine Arbeit“, teilen Grant, Andy, Simon und Billy, die verbliebenen vier Mitglieder der Band, zum Erscheinen der Platte am 12. Juli mit. „Jede einzelne Person auf diesem Tiny Changes-Album hatte in den vergangenen zehn Jahren einen ganz besonderen Anteil an unserem Leben und den Frightened Rabbits. Wir haben uns mit diesen Menschen Studios, Transporter, Bars, Garderoben und mit einigen vermutlich sogar die Unterwäsche geteilt. Deshalb ist dieses Album so besonders für uns.“ Scott Hutchinson war in die Entstehung noch stark involviert, gab alle 17 hier vertretenen Aufnahmen frei und gestaltete auch die Plattenhülle. Eines der Highlights ist The Modern Leper (***1/2), dessen sich Biffy Clyro angenommen haben. Alle Erlöse gehen an eine Wohltätigkeitseinrichtung, die Kindern und Erwachsenen mit seelischen Problemen hilft und von den Bandmitgliedern und Eltern von Scott Hutchinson gegründet wurde.
Ihr zehntes Jubiläum haben DZ Deathrays gerade mit einer ausgiebigen Tour zelebriert, jetzt liefern die Australier gleich den nächsten Grund zum Feiern: Mit Positive Rising: Part 1 wird es am 30. August ein neues Album geben, bei dem Live-Gitarrist Lachlan Ewbank erstmals als offizielles Bandmitglied geführt wird. Produziert hat Miro Mackie (St. Vincent, Cold War Kids), als Gäste hat das Trio zu den Sessions in Los Angeles zudem Matt Caughthran (The Bronx) und Kirsty Tickle (Exhibitionist) eingeladen. Wie spaßig das werden dürfte, deutet die Vorab-Single IN-TO-IT (****) an. Mit diesem „It“ ist nichts weniger als der Rock’N’Roll-Lifestyle gemeint. Clever ist dabei, dass Sänger Shane Parsons diesen nicht nur auf sein eigenes Leben bezieht, sondern auch hinterfragt, wie Alkohol (auch) von Nicht-Rockstars genutzt wird, um Probleme auszublenden, Widersprüche zu ertragen und Hemmungen zu verlieren. Die Musik dazu ist ebenso kraftvoll wie dreckig, mit einem Refrain à la The Hives und einer Strophe, die auch gut zu Primal Scream passen würde. Hoch die Tassen!
Ebenfalls die erste Single für das neue Album haben Frankie Cosmos am Start. Windows (****) ist nicht nur ein weiteres herrliches Indie-Bonbon des Quartetts aus New York, sondern zeigt Frontfrau Greta Kline im Video auch, wie sie mit Co-Regisseurin Eliza Doyle lustige Mädels-Sachen mit Trampolinen, Skateboards, Clownsmasken, Tretrollern und Hunden macht. „Der Song handelt von einer Phase, in der man darauf wartet, dass Wunden heilen. Man weiß noch nicht, wie man weitermachen oder vergeben soll. Es geht um das Innere im Widerstreit mit dem Äußeren und darum, sich selbst als Teil des Ganzen zu verstehen“, sagt Greta Kline. „Der Text handelt von solchen langsamen Veränderungen in Beziehungen.“ Ihr vierter Longplayer Close It Quietly wird dann am 6. September bei Sub Pop erscheinen. Am 8. Oktober (München) und 11. Oktober (Köln) gibt es zwei Deutschland-Konzerte von Frankie Cosmos.
Schon ihr sechstes Album haben Metronomy im Gepäck, am 13. September wird es unter dem Titel Metronomy Forever erscheinen und stattliche 17 Titel enthalten. „Wenn man Musik macht und eine gewisse Art von prominentem Status erreicht hat, egal wie klein oder groß, dann fängt man an, über das eigene Vermächtnis nachzudenken und darüber, was man einmal hinterlassen wird“, erklärt Mastermind Joe Mount den Albumtitel. „Und dann stellt man fest, dass das eigene Erbe nur so weit reicht wie das Interesse der Menschen an einem. Letztlich ist das für mich völlig in Ordnung. Für je weniger wichtig man jegliche Art von Kunst hält, desto interessanter kann sie schließlich auf gewisse Weise werden.“ Nach der Single Lately ist Salted Caramel Ice Cream (***1/2) die zweite Kostprobe. Dass der Song ebenso komplex wie eingängig (und obendrein ziemlich sexy) klingt, ist kein Zufall. Denn Mount, der beim dazugehörigen Video über das Duell zweier Eisdielen-Betreiber selbst Regie geführt hat, ließ sich für die Platte von der altmodischen Tätigkeit des Radiohörens inspirieren, sagt er. Entsprechend hat er versucht, auf der neuen Platte sehr unterschiedliche Genres zu vereinen, mit einem Hang zur guten Laune als verbindendem Element: „Das Radio hört nie auf. Es kommt gar nicht so sehr darauf an, wie emotional die Musik ist, die gerade läuft, weil die Situation, in der man sich selbst gerade befindet, die Musik mit Emotionen auflädt.“ Das stimmt wohl, und in diesem Fall lautet das dazugehörige Gefühl: Sommer.
103 Sekunden dauert Dreieck und Auge (***), die erste Single des neuen Albums von Montreal. „Das war das erste Lied, das fürs neue Album geschrieben wurde, es ist der Opener der Platte und war beim Proben zuerst halbwegs erkennbar. Nie ist uns die Entscheidung bei der ersten Auskopplung so leicht gefallen! Während andere Kapellen bei Minute 01:45 mit Hängen und Würgen die Mitte des ersten Refrains erreicht haben, laben wir uns da schon verrichteter Dinge am kalten Buffet, und haben trotzdem alles schon gesagt – oder zumindest wieder mal gekonnt so getan“, teilen Hirsch, Yonas und Max Power dazu mit. Im Video spielen die Hamburger clever mit Achtziger-Computerspiel-Ästhetik, die Musik bietet gewohnt überzeugenden Punkrock, der nicht bierernst ist, aber trotzdem kritisch. Hier und heute nicht, ihr siebtes Album, kommt am 16. August heraus, kurz darauf ist die Band beim Highfield zu sehen, bevor im Herbst eine große Tour startet, die Montreal am 22. November auch nach Leipzig ins Conne Island bringen wird.