Am 15. November erscheint Imitation Of Life, das dritte Album von Pet. Dahinter stecken im Kern Monika Martin und Andre Abshagen, privat wie musikalisch ein Paar, geografisch in Berlin und musikalisch im Elektropop beheimatet. Den Kina-Remix der Single-Auskopplung Talk To You gibt es schon jetzt als Free Download bei Soundcloud. Nervöse Percussions, eine entrückte Frauenstimme und vor allem ein Bass, der genau das macht, was ein Bass zu machen hat, prägen den Song (***1/2). „Jeder kennt diese Situation: ein ungeklärter Konflikt, ein Geständnis, man hat etwas auf dem Herzen, aber traut sich nicht, das zu offenbaren. Es gibt in einer Beziehung tausend Gründe wachzuliegen und zu grübeln“, erklärt Monika Martin das Thema. „Nachts bekommt das alles eine unwirkliche Dimension, wird größer und bedrohlicher als es sein müsste, die Grenze zwischen Traum und
Realität verwischt und dann hilft eigentlich nur Reden.“
Ein einigermaßen einheitliches (und sehr wirkungsvolles) Rezept verfolgen Pure Bathing Culture auf ihrem Debütalbum Moon Tides: prähistorische Drumcomputersounds, Eighties-Gitarren, die an Prefab Sprout oder die Cocteau Twins denken lassen, die betörende Stimme von Sarah Vesprille und vor allem traumhafte Melodien sind die Zutaten. Das funktioniert auch bei Dream The Dare (***1/2) ganz vorzüglich, das die Band aus Portland gerade bei Soundcloud als Free Download bereitstellt. Das Lied fühlt sich offensichtlich sehr wohl in der Nähe von Saint Etienne und dann im Refrain gar von den Wilson Phillips, mit seiner gekonnten Melancholie und der Entschlossenheit, unbedingt schön zu sein. “At its best, the track’s easily reminiscent of Beach House’s warmest melodies, and at its worst… well, it’s still damn good”, haben die Kollegen von Consequence Of Sound ganz treffend bemerkt.
Jede Woche einen Track umsonst als MP3 gibt es bei Eventim. Diesmal sind Mega! Mega! Im Angebot, unlängst bei Stefan Raabs Bundesvision Song Contest als Vertreter für Rheinland-Pfalz zu bewundern. Pro Anti (***) unterstreicht nicht nur die Vorliebe des Quartetts für Griechisch, die auch im Bandnamen erkennbar wird. Es wird auch ein überzeugender Rocksong über das Wiedersehen mit der Exfreundin, energisch und tanzbar. Natürlich bei weitem nicht so gut wie Kraftklub, aber immerhin unpeinlich und besser als beispielsweise Revolverheld.
Ebenfalls beim BuViSoCo dabei (für Bayern) waren Charly Bravo, und auch sie haben jetzt die Spendierhosen an. Den Track Helden der Nacht (*) verschenken sie derzeit bei Amazon. „Alle lästern immer über München, wir wollen das Image unserer Stadt wieder aufpolieren“, kündigt die Band an, doch das geht mächtig schief. Das Lied klingt ein bisschen, als hätte jemand einen schlechten Falco-Imitator mit einer singenden Verena Kerth gekreuzt. Am 18. Oktober folgt dann das zweite Album Charly Bravo.
Nicht allzu groß scheint hingegen die Heimatliebe von Ryan McPhun ausgeprägt zu sein. Den Mann aus Kalifornien zog es zuerst nach Neuseeland und dann im Winter 2010 nach Norwegen, um dort neue Inspiration für sein Projekt The Ruby Suns zu finden. Die Ergebnisse sind auf Christopher zu hören, dem vierten Album der Ruby Suns, produziert von Chris Cody (Beach House, Grizzly Bear). Die erste Single Kingfisher Call Me (***) gibt es im Tausch gegen eine Mailadresse auf der Homepage der Ruby Suns zum Herunterladen. Fast wie eine Beschwörung wird die Zeile „Dry your eyes“ wiederholt, dazu kommen ein Quasi-Dub-Bass, Eighties-Flair und eine hübsche Melodie. Das weckt nicht gerade die Lust, Ryan McPhun ab sofort überall hin zu folgen, aber es ist immerhin ein netter Soundtrack für Fernweh.
The North Borders heißt das aktuelle Album von Simon Green a.k.a. Bonobo. Im Juni war er damit live in Deutschland zu erleben. Wer den englischen DJ und Produzenten verpasst hat und sich jetzt noch überzeugen will, wie elegant er Rap, Elektro, TripHop und weiteres verschmilzt, dem seien zwei Mixes auf seiner Hompage empfohlen. Den Boiler Room Mix (***1/2) und den Mix For Solid Steel (***) gibt es dort zum kostenlosen Herunterladen – viel besser werden Beats nicht mehr, zu denen man nicht tanzen, sondern eher schwelgen möchte.