Mit den Titeln darf man es bei Rubik nicht so ernst nehmen. Sie haben schon ein Album Solar genannt, das komplett in einem völlig lichtlosen Raum entstanden ist. Jetzt haben sie ein Fake Music Mixtape (***1/2) fabriziert, das man auf der Website der Band kostenlos herunterladen kann, aber natürlich ist dort echte Musik drauf. Genauer gesagt: ein knapp halbstündiger Vorgeschmack auf das neue Album. Der Ort der Aufnahme war wieder einigermaßen besonders: Rubik waren diesmal auf einem verlassenen Militärgelände namens Tehdas tätig. Artturi Taira (Gesang, Gitarre, Keyboard) erzählt: “Als wir durch den Stapel von Tapes gegangen sind, die in Tehdas entstanden sind, sind wir auf diese schaurigen Lieder gestoßen, die sich anhören, als wären sie in einer anderen Welt von unseren Doppelgängern aufgenommen worden. Daher dachten wir uns, es wäre schön diese Songs fertigzustellen und genau jetzt zu veröffentlichen, anstatt noch sechs Monate zu warten, bis sie uns wieder fremd geworden sind. Und aufgrund der Natur und dem Klang dieser Songs wollten wir sie Fake Music nennen im Gegensatz zu, verständlich, Musik.“ Die Ergebnisse sind entsprechend vielfältig und gelegentlich spinnert, oft vom Piano geprägt und mit einer Vorliebe für sehr alte und sehr ungewöhnliche Instrumente. Schön für alle, die sich wünschen, Radiohead würden noch richtige Lieder schreiben.
Noch ein Name, der in die Irre führt: Jack Beauregard ist keineswegs ein kanadischer Solokünstler, wie man denken könnte, sondern das gemeinsame Projekt von Daniel Schaub und Pär Lammers aus Berlin. Vom aktuellen Album Irrational, an dem unter anderem auch Valeska Steiner (Boy) beteiligt war, gibt es bei Soundcloud die Single Not That Kind (***1/2) als Free Track. Das klingt fein sommerlich und mellow, erinnert an die frühen Phoenix und hat eine schöne Portion Sehnsucht zu bieten.
Als „Produzenten-Wunderkind“ wurde Raffertie schon gepriesen, bevor er im August sein Debütalbum Sleep Of Reason vorgelegt hat. Der Londoner, der eigentlich Benjamin Stefanski heißt, verdiente sich unter anderem mit Remixes für Franz Ferdinand oder Wolf Gang seine Meriten. Auf der Website seiner Plattenfirma Ninja Tunes gibt es die Single Build Me Up (***) im Tausch gegen eine Mailadresse als kostenloses MP3. Der Track macht eifrig Gebrauch von Start-Stop-Tricks, lebt aber vor allem vom Kontrast zwischen der synthetischen, zerfaserten Musik und der einschmeichelnden Stimme von Raffertie. Erstaunlich: Man erkennt in diesem Lied, wie komplex und gefährlich die Welt ist, und fühlt sich zugleich sofort bei ihm aufgehoben fühlt als jemand, der diese Welt erklären oder zumindest für einen Moment zum Verschwinden bringen kann. „Albums I listened to and connected with most when growing up, and indeed still now, were those that made me feel like I wasn’t alone”, sagt Raffertie passend dazu. “That perhaps sounds quite sad, but that whole process of connection was ultimately what I felt drawing me into a lot of music. Catharsis, it seems to me, is the universal backbone of music. It’s a process of coming to terms with our relative daemons.”
Snøffeltøffs waren unlängst im Ilses Erika zu erleben, gemeinsam mit Suns Of Thyme. Was Snøff und Tøff da auf die Bühne gebracht haben, war ein sehr spaßiger Garage-Rock, der live noch beeindruckender ist als auf Platte. Denn dann erlebt man, dass einer von beiden (ich weiß leider nicht, welcher Snøff und welcher Tøff ist) es schafft, den Viersaiter und das Schlagzeug gleichzeitig zu spielen. Die Musik klingt ein wenig wie die White Stripes ohne ihren übertriebenen Traditionalismus oder eine etwas durchgeknallter Variante der Blood Red Shoes. Das bestätigt auch Pretty Girl (****), das es derzeit bei Soundcloud als Gratis-MP3 gibt. Viel Tempo, noch mehr Feuer und keinerlei Lust auf Grübeln.
Zum Schluss ein wenig Norwegen: Cold Mailman haben es dort schon auf drei Alben gebracht und verschenken via Soundcloud gerade ihr Lied Pull Yourself Together And Fall In Love With Me (***1/2). Das lässt nicht nur wegen des gewitzten Titels an Belle & Sebastian denken, sondern ist auch musikalisch softer Indiepop, ein bisschen verschlafen und höchst charmant – warum das aktuelle Album des Quintetts Heavy Hearts heißt, versteht man sofort.