In den frühen 1980er Jahren waren Saal 2 eine vergleichsweise große Nummer. Immerhin gehören etwa Westbam oder Rocko Schamoni zu den Verehrern der Band aus Hamburg, auch ins Vorprogramm von The Fall haben sie es damals geschafft. Ein Album legten sie allerdings erst 1994 unter dem Titel Auf der Suche nach dem Glück vor, für den Nachfolger hat sich die Band um Jens Kraft noch ein bisschen mehr Zeit gelassen: Was macht die Musik? ist gerade in die Läden gekommen. Wer nicht weiß (oder ob der langen Wartezeit vergessen hat), wie Saal 2 klingen, wird bei Soundcloud fündig: Dort gibt es Das tut gut (****) als Free Track. Der Song ist schmissig, elegant und clever und dabei wunderbar lebendig. Die Sterne passen als Bezugspunkt ebenso wie Jens Friebe. „Wenn die Songs gut waren, habe ich sie gleich aufgenommen. Ohne Zeitdruck, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Ideale Produktionsbedingungen, und ich denke, das hört man auch“, sagt Jens Kraft. Da muss man ihm zustimmen.
Auch wenn der Name etwas anderes vermuten lässt, kommen Montreal ebenfalls aus Hamburg. Das 2003 gegründete Trio hat mit Sonic Ballroom mittlerweile sein fünftes Album draußen, einen Song daraus verschenken Yonas, Hirsch und Max Power im Tausch gegen eine E-Mail-Adresse auf der Website ihrer Band. Zucker für die Affen (**) nimmt Bands auf Korn, die sich trotz aller gegenteiliger Gelübde für viel Geld zu einem Comeback überreden lassen. Die Musik dazu lässt leicht nachvollziehen, was Montreal schon auf gemeinsame Bühnen mit der Bloodhound Gang oder Slime gebracht hat. Das ist allerdings Spaßpunk, der eher gut gemeint ist als wirklich gut.
Anfang Mai geht Valentine auf Tour und ist dabei unter anderem auch in Leipzig zu sehen. Zuletzt hat die gebürtige Berlinerin vor allem als Teil der Live-Band von Bosse auf Deutschlands Bühnen gestanden, jetzt will sie solo mit eigenen Songs und der EP Wild Heart durchstarten. Den St. Thomain Remix des Titelsongs (***) gibt es gerade gratis als MP3 bei Soundcloud. Ihr melancholischer Grundton bekommt dabei einen mediterranen Touch verpasst, das Ergebnis klingt ungemein reizvoll. Dass Valentine schon 2005 als 16-Jährige ein erstes Album rausgebracht hat, wegen allzu wenig Mitsprachemöglichkeiten und allzu großer Erwartungshaltung ihres Major-Labels dann aber sechs Jahre später das Musiksein ad acta gelegt hat, kann man ebenfalls heraushören: Der Song hat eine gewisse Vorsicht und eine sehr reizvolle Unverkrampftheit. Wenn es das hoffentlich bald auch im Album-Format gibt, darf man gespannt sein.
Ebenfalls einen Zwischenstopp in Leipzig legen We Are The City bei ihrer Deutschlandtour im Juni ein. Das Trio aus Vancouver hat gerade sein zweites Album Violent herausgebracht. Friends Hurt (***1/2), das man bei Soundcloud gerade kostenlos herunterladen kann, zeigt wunderbar, wie die Musik von Cayne McKenzie, Andrew Huculiak und David Menzel funktioniert: emotional, verspielt, mit großer Wärme und geeignet als perfekter Trigger für Bilder im Kopf (es gibt zu Violent auch eine norwegische Kinofilm-Entsprechung, aber das ist eine lange Geschichte). Das Album hat die Band, zu der Gitarrist David Menzel nach zwischenzeitlicher Auszeit wieder zurückgekehrt ist, übrigens in einem Haus geschrieben, das unmittelbar nach ihrem Auszug abgerissen wurde. Bei Songs wie diesem darf man sicher sein: Die Musik von We Are The City wird länger Bestand haben.