Wer wohl gewinnt, wenn die beiden Typen von Schluck den Druck gegeneinander Schnick Schnack Schnuck spielen? Mein Tipp: Deichkind. Denn die sind die wichtigste Bezugsgröße für den Sound der Berliner. Ihr aktuelles Album Rave ist Karate liefert brachiale Partysounds garniert mit purem Nihilismus. Das ist zwar nicht ganz so intelligent umgesetzt wie bei Deichkind, aber trotzdem sehr spaßig. Die Single Schnick Schnack Schnuck (***) verschenken Schluck den Druck gerade bei Soundcloud. Der Song ist das Highlight ihres Albums und dürfte auch vielen Fans von Fettes Brot gefallen: Die kleinen Fallstricke des Alltags werden hier in einen quasi-philosophischen Track überführt mit viel Augenzwinkern und einem Zwischenstopp im Land des Dadaismus.
Ebenfalls eine aktuelle Single, die um die Ungewissheiten im Leben kreist, hauen Blinded By Stardust gerade als Free Track bei Soundcloud raus. Die Party, zu der My Sweet Friend (*1/2) eingeladen ist, fällt bei dem 2011 gegründeten Projekt um Lukas Cioni aus Wien allerdings deutlich beschaulicher aus: Eine Ukulele dominiert den Sound, später kommt noch eine Mundharmonika hinzu, außerdem ein pseudo-amerikanischer Akzent. Man erkennt schnell: Folk ist hier das passende Genre, mit einer ordentlichen Dosis Ausgelassenheit, aber wenig Geschmack und viel zu viel Hippie-Gedöns. Noch in diesem Jahr soll es eine erste EP von Blinded By Stardust geben – vielleicht wird es bis dahin besser.
Apropos: Those Goddamn Hippies gibt es reichlich in Wien, denn das ist der Name des Projekts von Tom Marsh, der aus London kommt und nun in Österreichs Hauptstadt musiziert. “Those Goddamn Hippies sind die Ansammlung aller meiner künstlerischen Seiten. Vom Schreiben über Produzieren und Remixen bis hin zum Bühnen-Design – die Pluralität des Namens gibt mir ein Gefühl von Freiheit. Und das brauche ich, um etwas zu kreieren“, sagt Tom Marsh. Gerade hat er seine erste EP veröffentlicht, von der Drift (**1/2) einen guten Eindruck vermittelt, das man gerade bei Soundcloud kostenlos herunterladen kann. Die Stimme ist nett, die Atmosphäre melancholisch, seinen ursprünglichen Job als Schlagzeuger merkt man dem Engländer auch noch an – und der Versuch, Folk-Sensibilität mit Elektronik zu verbinden, hat weiß Gott schon schlimmere Ergebnisse hervorgebracht.
Rare Decay (**1/2) hatte Ben Frost bisher nur als Bonus-Track auf der japanischen Ausgabe seines aktuellen Albums Aurora veröffentlicht. Jetzt gibt es den Song als Gratis-MP3 bei Soundcloud. Das Lied lässt schnell erkennen, warum der gebürtige Australier, die mittlerweile in Island lebt, seine Website und seinen Twitter-Account „Ether Machines“ genannt hat: Diese Musik ist zugleich verschwommen und abstrakt, organisch und kalkuliert. Dazu gehört ein Video von Marcel Weber, mit dem Ben Frost schon 2014 beim polnischen Unsound-Festival zusammengearbeitet hat. Damals gestaltete Weber die Live-Visuals zu Frosts musikalischen Performance. Bei etlichen Festivals in der Schweiz, in Kanada und Lettland werden die Ergebnisse der Kooperation demnächst erneut zu erleben sein.