Futter für die Ohren mit Soldout, Elephant, School Of Language, Big Skies, Talisco und Barbarossa

Feinen Elektropop aus Brüssel gibt es von Soldout. Foto: Gregory Derkenne/Snowhite
Feinen Elektropop aus Brüssel gibt es von Soldout. Foto: Gregory Derkenne/Snowhite

In Brüssel sind Charlotte Maison und David Baboulis zuhause, seit 2004 machen sie gemeinsam als Soldout Musik. Das bedeutet in ihrem Fall: feinen Elektropop mit einer großen Vorliebe für die Achtziger. Vom sehr hörenswertern aktuellen Album More gibt es gerade einen Song bei Soundcloud umsonst als MP3: Far Away (***1/2) ist sonnig, auf wundersame Weise zugleich modern und retro, wie eine entspannte Variante von Friends oder Crystal Fighters im Chillout-Modus. Höchst angenehm.

Stilistisch und geografisch nicht ganz weit entfernt sind Elephant. Das Duo aus dem Londoner Süden hat sich nach eigenem Bekunden dem Dream Pop verschrieben. „They’re a Meg’n’Jack reared on breathy Brill Building pop and haunting atmospherics“, hat der Guardian recht passend über Elephant angemerkt. Nach etlichen Vorab-Tracks kommt im Mai endlich das Debütalbum, vorher haben Amelia Rivas und Christian Pinchbeck auf ihrer Website aber noch einen weiteren Appetizer: Die Single Elusive Youth (****) verschenken sie im Tausch gegen eine Mailadresse. Das Lied ist eine Huldigung an eine besonders glamouröse Freundin, vereint eine Beach-Boys-Orgel mit einer traumhaften Atmosphäre und genug Beat und Melodie für den Moment im Club, in dem man sich kaum noch auf den Beinen halten kann, aber trotzdem gerne noch tanzen möchte.

Ein Label-Kollege von Elephant ist David Brewis (Field Music) in seiner Inkarnation als School Of Language. Der Mann aus Sunderland legt am 11. April sein neues Album Old Fears vor. Als Vorgeschmack gibt es auf der Homepage von Field Music (Cross Promotion!), auch hier im Tausch gegen eine Mailadresse, das Lied Between The Suburbs (***) zum Herunterladen. Der Beat lässt viel Luft, die Stimme schwingt sich in Prince-Höhen, das Keyboard holt ganz oft Schwung, ohne so richtig zu wissen, wo es hin will, dazu kommt ein Gefühl der Beklommenheit. Das wird spannend.

Als Vorband für Miles Kane waren Big Skies schon zu erleben. Dass es von Jim Cubitt (Gitarre, Gesang), Alexander Cumming (Schlagzeug), Adam Neal (Bass, Gesang) und Jack Wharton (Gitarre, Gesang) also eine gute Dosis Britpop gibt, darf nicht überraschen. The Jesus And Mary Chain, The Cure und die Stone Roses zählt das Quartett (drei Engländer und ein Kanadier, die sich allerdings in ihrer neuen Wahlheimat Berlin zusammengetan haben) zu seinen wichtigsten Einflüssen. Das hört man auch Come Up And Feel It (***) an, das es derzeit bei Soundcloud als Free Download gibt. Die 1990er sind hier quicklebendig, The Verve und Embrace so etwas wie Säulenheilige, und der Hang zur großen Geste wird schön durch ein ziemliches wildes Schlagzeug ausgeglichen. Im August ist die Debüt-EP erschienen, an einem Album wird derzeit gebastelt.

Ein paar Ortswechsel hat auch Talisco schon hinter sich. Geboren in Bordeaux, ist er mittlerweile in Paris zuhause. In seiner Musik finden sich allerdings auch reichlich spanische Einflüsse (die Heimat seines Vaters), als Teenager versuchte er sich kurzzeitig als Möchtegern-Schotte, der aber in England geboren wurde (mit anderen Worten: er eiferte in einer Rockband Rod Stewart nach). „Wenn ich ein Set für meine Musik wählen müsste, wären da Sand und Kakteen, eine wilde Reise durch trockene Landschaften“, umschreibt Talisco, wo er seinen Sound mittlerweile verorten würde. Dream Alone (***), das es auf seiner Website gratis zum Herunterladen gibt, würde in jedem Fall gut in solch eine Szenerie passen. Kastagnetten und eine Beinahe-Flamenco-Gitarre finden sich da ebenso wie eine dramatische Orgel und ein Beat à la Mumford. Lustiger Mix.

„Er hat die Zuhörer als Ein-Mann-Vorband [von Junip] mit melancholisch-elektronischen Klängen betört. (…) Irgendwie mystisch und verzaubert“, hat die Süddeutsche im Frühjahr über Barbarossa (bürgerlich: James Mathé) geschrieben. Mittlerweile liegt sein zweites Album Bloodlines vor, und daraus gibt es den Track Turbines (***1/2) auf seiner Homepage als Gratis-MP3. Ein White-Stripes-Beat wird da mit einer Blues-Gitarre, die durch ein Laptop-Stahlbad musste, und feinem Soul-Gesang zu einem ziemlich erstaunlichen Ergebnis verschmolzen. Der Treibstoff, mit dem diese Turbine betrieben wird, heißt eindeutig: Ideen.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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