Als The Flaming Lips im Mai den neuen Song Flowers Of Neptune 6 präsentierten, war noch unklar, ob auch ein neues Album der Band um Frontmann Wayne Coyne ins Haus steht. Mit dem neuen Song My Religion Is You (***1/2) lüften sie nun das Geheimnis: Ja, es wird eine neue Platte geben, und zwar am 11. September mit dem Titel American Head. „Obwohl wir aus Oklahoma stammen, haben wir uns nie als amerikanische Band betrachtet. Diesmal haben wir das geändert und uns sehr bewusst mit der Tradition von Acts wie The Grateful Dead oder Parliament-Funkadelic beschäftigt. Wir wollten heraufinden, wie wir diesen Vibe übernehmen können“, erklärt Wayne Coyne den Albumtitel. Das erstaunlich warmherzige My Religion Is You (das Video kann man als eine unmittelbare Fortsetzung von Flowers of Neptune 6 betrachten) hat dabei sogar biografische Bezüge. Es geht um eine Botschaft, die der junge Wayne von seiner katholischen Mutter mit auf den Weg bekommen hat: „Religion ist für Menschen, die keine liebende Familie haben. Wenn ihre Mom sie nicht liebt oder ihr Dad sie nicht liebt, dann können sie sich immer noch damit trösten, dass Gott sie liebt. Denn kein Mensch kann ohne Liebe leben.“ Er selbst habe der Mama daraufhin gesagt: „Dann bist du meine Religion“, und passend zu diesem rührenden Dialog soll die neue Platte auch nicht mehr so sehr von einer bestimmten Soundästhetik geprägt sein wie die vorherigen Werke, sondern von mehr Gefühl. Man darf gespannt sein.
Blicken wir noch etwas weiter hinaus: Am 9. Oktober wird Emmy The Great ihr neues Album April / 月音 herausbringen. Mit Dandelions/Liminal (****) gibt Emma-Lee Moss, wie sie bürgerlich heißt, schon jetzt eine Kostprobe. Wie der Albumtitel schon andeutet, ist die Platte sowohl geprägt von den Ursprüngen der Künstlerin (sie wurde 1983 in Hongkong als Sohn eines englischen Vaters und einer chinesischen Mutter geboren) als auch von den Erlebnissen, die sie auf diversen Reisen gesammelt hat. Auch das Video legt Bilder aus Asien und England übereinander, die Musik zeigt ihre (Anti-)Folk-Ursprünge ebenso wie ihre Indie-Vorliebe, natürlich auch ihren klugen Blick auf die Welt und eine Prise Niedlichkeit, die bei dieser Stimme unvermeidlich (und sehr willkommen) ist.
Schon draußen ist die neue EP von Father John Misty, die Shitesite nicht nur empfiehlt, weil die Erlöse an die Wohltätigkeitsorganisationen CARE Action und Ground Game LA gehen. Es handelt sich bei Anthem +3 um eine Sammlung von vier Coverversionen, die seit dieser Woche bei Bandcamp erhältlich ist und ab 17. Juli auch auf anderen digitalen Plattform verfügbar sein wird. Die Vorlagen stammen von Leonard Cohen (er ist gleich zweimal vertreten), Yusuf/Cat Stevens und Link Wray. Der Quasi-Titelsong (***1/2) stammt von Cohens 1992er Album The Future und orientiert sich auch recht eng an der Synthesizer-Drumcomputer-Ästhetik des Originals, auch wenn sich Father John Misty bei der Melodie insbesondere in der Strophe ein paar Freiheiten nimmt und durch die warme statt sonore Stimme ebenfalls eine schöne neue Facette einbringt.
Morgen enden fünf Jahre Wartezeit auf das neue Album von My Morning Jacket. The Waterfall II ist die unmittelbare Fortsetzung des 2015er Vorgängers, für den so viel Material entstanden ist, dass damals sogar ein Triple-Album angedacht war. „Wer die neue Platte hört, sollte sich deshalb unbedingt klar machen, dass dies keine Sammlung von B-Seiten ist oder aus Liedern besteht, die wir weniger mögen als die, die dann auf The Waterfall gelandet sind“, stellt Sänger Jim James klar. „Man kann das eher als die E- und F-Seite einer Trilogie betrachten, zu der The Waterfall und The Waterfall II gehören.“ Entsprechend spielen Pflanzen, Tiere und Respekt gegenüber der Natur wieder eine wichtige Rolle, passend dazu kam James während eines Spaziergangs auf die Idee, gemeinsam mit der Band jetzt das Material zu sichten und schließlich den zweiten Teil herauszubringen. Das Video zu Feel You (***) greift dieses Leitmotiv ebenso auf (selbstverständlich inklusive Wasserfällen), der Song klingt in der Tat nicht nach Resteverwertung, aber erstaunlich sehr nach Seventies-Softrock.
Auf ein Album von Alfie Templeman wird die Welt noch ein bisschen warten müssen, aber zumindest eine EP des 17-Jährigen steht in den Startlöchern. Wie bei der Single Happiness In Liquid Form (so wird auch die EP heißen), hat er sich wieder etwas erwachsenere und hoch kompetente Indie-Hit-Unterstützung geholt: War es damals Justin Young (The Vaccines), so ist diesmal Nick Hodgson (Ex-Kaiser Chiefs) als Co-Autor für die neue Single Obvious Guy (***1/2) dabei, die von BBC Radio 1 gerade zur „Hottest Record In The World“ gekürt wurde. „Ich liebe Funk-Musik wirklich und wollte mich schon immer mehr mit meiner eigenen Musik daran wagen – es hat also großen Spaß gemacht, genau das mit dem erstaunlichen Nick Hodgson zu tun! Es hat extrem gut funktioniert und alles ist super tight“, sagt er über den Song, der in der Tat nicht nur extrem tanzbar ist, sondern letztlich klingt wie ganz viele Refrains hintereinander (und ein Bass-Solo). Über das putzige Animationsvideo von Tom Cotton und Jake Huffcutt sagt Alfie Templeman: „Ich liebe es, weil es so farbenfroh ist und den Track perfekt zusammenfasst. Es illustriert sehr schön dieses Gefühl, sich unerwünscht zu fühlen, bis man die richtigen Leute im Leben findet.“