Nach dem Ende von The Walkmen haben gleich zwei ehemalige Mitglieder respektable Soloalben vorgelegt. Der eine ist Hamilton Leithauser, der andere Peter Matthew Bauer. Auf Liberation! setzt sich der Bassist mit den diversen Spielarten von Religion und Spiritualität auseinander, und das Ergebnis ist unbedingt hörenswert. Aufgenommen wurde das Album gemeinsam mit Christoper Colbert und Quentin Stoltzfus (von Light Heat & Mazarin) in Philadelphia. Passend dazu gibt es den Philadelphia Raga (***1/2) als Free Track bei Soundcloud. Der Beginn klingt asiatisch, es folgen eine dezenter Beat und ein Gesang wie aus großer Entfernung. „After the acoustic, pastoral instrumental fades into a tight shuffle, Bauer sings about smoking pot, dancing on a Sunday morning, and drinking with 19th-century gunslinger John Wesley Hardin. It’s sorta dreary, sorta hopeful, and it’s all Bauer’s“, hat Spin über den Track geschrieben. Das stimmt.
Noch ein Debüt: The Ramona Flowers kommen aus Bristol, mit Dismantle And Rebuild erscheint am 18. Juli ihr erstes Album. „Hugeness may be imminent“, hat der Guardian bereits prognostiziert. Wer eine schnelle stilistische Orientierung sucht, kann sich der Liste der Acts anschauen, in deren Vorprogramm The Ramona Flowers schon zu sehen waren: Bastille, Lamb, Bombay Bicycle Club und Foxes. Oder aber auf der Website der Band vorbeischauen, wo es im Tausch gegen eine Mailadresse eine Akustikversion ihres Songs Vultures (**) kostenlos zum Herunterladen gibt. Ein Bass versucht da zwar von Anfang an, sich in den Vordergrund zu drängen, und auch das Klavier hätte offensichtlich nichts gegen ein wenig schamlose Bewunderung einzuwenden, aber ganz klar dominiert die Stimme von Sänger Steve Bird. Wenn Radiohead jemals versucht hätten, sich den etwas plakativeren Britpop-Helden (meinetwegen: Embrace) anzunähern, wäre vielleicht so etwas herausgekommen. Es dürfte aber mindestens genauso viele Leute geben, die das nervig finden, wie solche, die es lieben werden.
Dringend ans Herz gelegt sei allen Freunden von Herz-am-rechten-Fleck-Rock (also: Frank Turner, Built To Spill etc.) das neue (und insgesamt schon zehnte) Album von The Old 97’s. Das Quartett aus Texas hat sich auf Most Messed Up selbst übertroffen, mit Platz 30 in den US-Charts gab es auch eine bisher ungeahnte Anerkennung dafür. Zur Feier des Tages verschenken The Old 97’s derzeit auf ihrer Band-Website ein Lied. Wer seine E-Mail-Adresse hinterlässt, wird mit Longer Than You’ve Been Alive (****) als MP3 belohnt. Genau wie der Rest des Albums ist es eine Hymne auf ordentliche Saufgelage, Gitarrenmusik und life on the road. Unbedingt zugreifen!
Schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat Les La-Bas aus der Feder des französischen Jazz-Bassisten Henri Texier: Das Ding stammt aus dem Jahr 1977. Jetzt hat Simon Green, besser bekannt als Bonobo, dem Track ein neues Gewand verpasst, den Remix (***) gibt es gratis zum Download bei Soundcloud. Während das Original noch verdammt nach Südfrankreich klingt, rückt Bonobo den Track eher in Richtung Südamerika. Er nimmt ein wenig Tempo raus und rückt den Bass noch weiter in den Vordergrund, lässt dafür Spielereien wie das Gitarrensolo und die Flöten beinahe verschwinden. Sehr schön für den Sommer.
Ebenfalls bei Soundcloud gibt es momentan Ain’t Nobody (***) als Free Track. Es handelt sich, man ahnt es, um eine Coverversion des Chaka-Khan-Klassikers, und zwar von Felix Jaehn. Die Sache liegt allerdings etwas komplizierter: Der gebürtige Hamburger, der sich vor allem mit Deep House einen Namen gemacht hat, remixt hier nicht das Original, sondern nimmt sich seinerseits die Coverversion der jungen Londonerin Jasmine Thompson vor (die 13-Jährige landete damit einen Hit im UK, nachdem der Song in einem TV-Werbespot für Sainsbury’s zu sehen gewesen war). Das Ergebnis hat nichts mehr vom Disco-Glamour der Chaka-Khan-Vorlage, sondern eine beträchtliche Melancholie und Wärme. Hübsch.