Ziemlich turbulent geht es zu im neuen Video von The Subways. Die Single You Kill My Cool (***1/2) ist der zweite Vorbote auf das fünfte Studioalbum der Briten nach dem bereits 2021 veröffentlichten Fight. Die Kamera ist in permanenter Bewegung, die Band scheint zum Frühstück vier Liter Red Bull und acht Duracell-Häschen gehabt zu haben. „Ich wollte schon immer ein Video machen, das wie ein Perpetuum Mobile läuft“, sagt der Londoner Regisseur Blake Claridge, der den Clip gedreht hat. „Wir mussten es selbst bauen: Am Ende bestand unsere Maschine aus einem zerhackter Slider, unzählige Klemmen, Sandsäckem, einem Seil, jeder Menge Muskelkraft zum Heben und Ziehen, einer Crash-Matte und einem Roll Rig. Ich nenne die Erfindung ‚Drop-Cam‘, aber aus versicherungstechnischen Gründen glaube ich nicht, dass sich das Teil jemals durchsetzen würde.“ Das Lied ist ähnlich ungestüm wie die Optik und hätte mit der Kombination aus einem harten Riff, einer ziemlich eleganten Melodie und sogar Harmoniegesang auch gut zu Ash gepasst. „Ich habe diesen Song geschrieben, als ich so heftig verliebt war, dass die Liebe mich förmlich verschlungen hat“, sagt Sänger und Gitarrist Billy Lunn. „In diesem Zustand werde ich ekstatisch, stehe völlig neben mir. Die Zeit bleibt stehen, aber vergeht wie im Rausch – Freude und Schmerz zur gleichen Zeit.“ Unverkennbar ist auch, das sich das Line-Up des Trios verändert hat. Nach dem Ausstieg von Gründungsmitglied Josh Morgan im vergangenen Jahr ist nun Camille Philips als festes Bandmitglied auf dem Drum-Hocker zu finden, sie war zuvor im Ramones-Tribute-Act „The Ramonas“ aktiv und wird The Subways auch bei der bereits geplanten Deutschland-Tour im Mai begleiten. Das neue Album soll noch in diesem Jahr erscheinen, ein genaues Datum hat das Trio aber noch nicht benannt.
Auch The Vaccines sind bald auf Tour, unter anderem im Frühjahr im UK, teilweise zusammen mit den Kings Of Leon. Im Sommer werden sie auf zahlreichen Festivals zu sehen sein, darunter am 1. Juli beim Pure & Crafted in Berlin. Dass es nun mit der EP Planet Of The Youth neue Musik des britischen Quintetts gibt, hat zum Teil mit diesen Konzertplänen zu tun. „Live zu spielen ist der Kern dessen, was wir tun. So haben wir uns eine Fangemeinde aufgebaut, und hier fühlen wir uns wohl. Musik in einer Welt ohne Auftritte zu veröffentlichen, fühlte sich ein wenig an, als würde man sie in ein schwarzes Loch werfen, also konnten wir es kaum erwarten, wieder ins Studio zu gehen und eine EP mit Songs aufzunehmen, von denen wir wussten, dass wir sie live spielen würden“, sagt Sänger Justin Young. „Wir können es kaum erwarten, auf Tour zu gehen und die neuen Songs zu spielen, damit sie auf die Art und Weise zum Leben erweckt werden, für die sie gedacht waren.“ Das andere Argument für die EP mit sechs neuen Stücken ist, dass nach dem 2021er Album Back In Love City einfach noch sehr viel Kreativittät übrig war. The Vaccines sehen Planet Of The Youth als so etwas wie ein Dessert zum Longplayer als Hauptgericht. Die neuen Stücke nehmen vor allem das Erwachsenwerden und die Sehnsucht nach der rebellischen Teenager-Zeit in den Blick. Der Titelsong (***1/2) zeigt das unter anderem mit der Textzeile „You treat me like an alien / on the planet of the youth“. Dieser Erfahrung soll offensichtlich mit einem besonders verspielten und modernen Arrangement mit erstaunlich wenig Gitarre und überraschenden Gesangseffekten begegnet werden. Aufgenommen wurde die EP im The Pool-Studio mit Fryars (Mark Ronson, Pharrell) als Produzent.
Einen ähnlichen Ansatz setzt Alec Ounsworth, das Mastermind von Clap Your Hands Say Yeah, gerade um. Auch er hat erst im vergangenen Jahr ein Album herausgebracht (nämlich New Fragility), auch er ist demnächst auf Tour (nämlich in Europa) und auch er will die Konzerte mit neuem Material anreichern, was zur EP Room At The Top führt. „Wenn man einfach seinen Instinkten folgt, passieren interessante und unerwartete Sachen“, erklärt er die Entstehung der drei neuen Tracks, die sich darauf finden. Die EP wurde in den Ramble Creek Studios in Austin mit Britton Beisenherz und in den Miner Street Studios in Philadelphia mit Matt Poirer aufgenommen, an den Instrumenten waren außerdem Will Johnson, Pat Berkery und Todd Erk dabei. „Für Room At The Top haben Will Johnson, Britton Beisenherz und ich ein bisschen improvisiert und alles sehr schnell aufgenommen. Es hätte nicht wirklich auf irgendeines unserer Alben gepasst“, sagt Ounsworth. Das kann man nachvollziehen, selbst wenn man weiß, zu welch ungewöhnlichen Melodien er mit seiner einmaligen Stimme in der Lage ist. Der Song (***1/2) scheint eine Mitte aus Supertramp und Dinosaur Jr., aus Wahnsinn und Klasse zu finden. „Die anderen beiden Songs schwirrten schon seit ein paar Jahren als Skizzen herum und haben nun ihre endgültige Gestalt bekommen“, lässt Ounsworth noch wissen.
Mit etwas Verspätung wird I Can’t Let Go, das Debütalbum von Suki Waterhouse, nun am 6. Mai über Sub Pop erscheinen. Die Wartezeit verkürzt die 30-Jährige aus London, die auch als Schauspielerin und Model aktiv ist, nun mit Wild Side (****) als weiterem Vorgeschmack. Es geht darum um das Nachtrauern im Blick auf frühere Beziehungen, um den – im Vergleich mit der aktuellen Beziehung mitunter gefährlich verklärenden und deshalb reizvollen – Gedanken, was hätte sein können, wäre man länger zusammen geblieben, hätte man sich erst später kennengelernt oder hätte einfach mehr Glück gehabt im Versuch, die aufregenden Sturm-und-Drang-Zeiten gemeinsam durchzustehen. Das setzt sie in einem gut abgehangenen Sound um, der zu Courtney Barnett ebenso passen würde wie zu Sheryl Crow. „In Wild Side geht es darum, die Vergangenheit des anderen anzuerkennen, die Schönheit und die Angst, die mit der Erinnerung an eine Person einhergeht, die man einmal geliebt hat“, sagt Suki Waterhouse. Das Album hat Brad Cook (Bon Iver, The War On Drugs) produziert, im Herbst ist sie auf US-Tour mit Father John Misty.
William Fitzsimmons war zuletzt so produktiv, dass man nicht unbedingt eine Coverversion als seine neuste Veröffentlichung erwartet hätte. Und wenn doch, dann vielleicht einen Singer-Songwriter-Klassiker von Bob Dylan, Simon & Garfunkel oder Leonard Cohen. Stattdessen überrascht er nun aber mit seiner Fassung von Joy Divisions Love Will Tear Us Apart (****). „Ich habe das Stück immer für einen der elegantesten, perfekt auf den Punkt gebrachten Songs über den schrecklichen Schmerz gehalten, der nur entstehen kann, wenn man zusieht, wie sich eine einst wunderbare Beziehung in Distanz und Kälte verwandelt“, erklärt er seine Wahl. „Musikalisch ist es so einfach, aber es hat eine der Melodien mit dem höchsten Wiedererkennungswert, die je geschrieben wurden. Man hört die ersten paar Töne und kennt den Song sofort! Ich dachte, es wäre wirklich interessant, der Rohheit des Originals einen hübschen Anstrich zu geben. Es war schon immer einer meiner Lieblingssongs, den ich selbst spielen wollte.“ Das tut er nun ohne Beat, dafür mit Gitarrenpicking, Klavier und Streichern – und natürlich so viel Einfühlungsvermögen, wie man es von ihm kennt.