Weihnachtslieder? Im vergangenen Jahr haben sich ja beispielsweise Mando Diao an dieser Front hervorgetan. Diesmal haben Glasvegas losgelegt. Das Ergebnis No Her, No HYmN verschenken die Schotten gerade auf ihrer Homepage. Ein ziemlich verlorenes Klavier trifft darin auf ein noch einsameres Tamburin und die Stimme von James Allan, die schon lange nicht mehr so mitfühlend klang. Wer eine Bestätigung dafür sucht, dass der Advent die deprimierendste Zeit des Jahres ist, der wird darin sicher den perfekten Soundtrack finden. Glasvegas sind übrigens auch sonst fleißig in diesen Tagen: Sie touren gerade durch UK, zudem steht das dritte Album in den Startlöchern. ***
Ein besinnlicher, womöglich gar trauriger Advent? Danach steht Devin garantiert nicht der Sinn. Der New Yorker vermischt Rock, Punk und Rhythm & Blues, schön durchgeschüttelt mit einer gehörigen Portion Aggressivität. Als “fresh faced scuzz-king“ hat ihn der NME tituliert. Fragt man ihn nach seinen Vorbildern, nennt er beispielsweise Iggy Pop und die New York Dolls. Auch die Strokes oder die Rolling Stones könnte man als Bezugspunkte sehen. Dass in seinem Sound auch die nötige Pop-Sensibilität steckt, beweist nicht nur die Tatsache, dass Devin unlängst mit den Drums auf Tour war, sondern auch der Track, den es beim US-Rolling Stone zum kostenlosen Download gibt: You’re Mine von der gleichnamigen Debüt-EP von Devin hat reichlich Feuer, wird von einem Schlagzeug angetrieben, dem man anhört, dass hier die kräftigen Arme eines ehemaligen Lagerhallenarbeiters am Werk sind, und verströmt im Refrain ein nettes Bubblegumpunkflair. ***1/2
Aus Norwegen versuchen Eye Emma Jedi gerade, die Musikwelt zu erobern. Die selbstbenannte EP soll wohl so etwas wie das trojanische Pferd dabei werden, denn auf ihrer Homepage verschenkt die Band im Tausch gegen eine E-Mail-Adresse immerhin gleich zwei Tracks daraus zum Gratis-Download. Die Single Sin (****) ist ein Kracher, mit schneidender Gitarre, ein bisschen Synthie und viel Herzblut. Wer Foals mag oder eine angeheiterte Version von Bloc Party, sollte da unbedingt reinhören. Auch Wounded Eyes (***) beweist, wie gut Eye Emma Jedi es verstehen, Ambition und Komplexität mit Power und Eingängigkeit zu verbinden. Ein paar Spurenelemente von Progrock stecken da drin, aber auch Verletzlichkeit und Poesie. Jetzt brauchen sie nur noch einen deutlich besseren Bandnamen, dann dürfte dem Durchmarsch nichts mehr im Wege stehen.
Weit im Norden, nämlich in Island, ist auch der nächste Track entstanden. Mike Lindsay, bekannt als Frontmann von Tunng, zog wegen eines Mädchens dorthin und machte eine Platte unter dem Namen (und mit dem Titel) Cheek Mountain Thief, inspiriert von der Landschaft und den Menschen in Islands. „I remember in the first week plugging in the guitar, turning the amp up, standing on the porch looking at the mountains and just playing, loudly, for hours, not another soul around”, umschreibt er den Entstehungsprozess. Den Song Cheek Mountain gibt es als MP3 nun im Tausch gegen ein “Gefällt mir” auf seiner Facebookseite. Die Lust am Lärm hört man darauf zwar nicht mehr, aber durchaus die Fähigkeit, die Ursprünglichkeit zu schätzen. Streicher, Glockenspiel und ein Chor sind im Einsatz, aber im Zentrum stehen Landlust, Harmonie mit den Elementen und das Bewusstsein von grenzenloser Weite. Interessant. ***
Lustig: 12 Bit Blues heißt das aktuelle Album von Kid Koala, und die zwölf Lieder darauf heißen 1 Bit Blues, 2 Bit Blues, 3 Bit Blues usw. Eric San (wie Kid Koala eigentlich heißt) hat schon immer davon geträumt, sich mit den Mitteln seines Sounds vorm Blues verneigen zu können, und dieses Anliegen setzt er nun in die Tat um. Und noch einen zweiten lang gehegten Traum hat er sich mit diesem Album erfüllt: Erstmals arbeitet Kid Koala mit einem E-mu SP-1200 Sampler, der nicht nur in den Anfangstagen des Rap einen legendären Status hatte. Auf der Seite seiner Plattenfirma Ninja Tune wird der 5 Bit Blues zum kostenlosen Herunterladen angeboten. Der Track illustriert wunderbar, wie Kid Koala mit Hilfe der Samplingtechnik der Ursprünglichkeit des Blues nachspürt. Ein Jazz-Schlagzeug scheint sich da an die Oberfläche kämpfen zu wollen, ein Saxofon und ein Gesang, geplagt von allen Lastern dieser Welt. Schräg, aber spannend. ***