Ein bisschen lustig ist das. Jake Bugg ist gerade nominiert worden für einen BRIT-Award in der Kategorie „British Breakthrough“. Was soll das? Wer sonst sollte diesen Preis gewinnen? Warum kann man ihm die Trophäe nicht einfach jetzt schon in die Hand drücken? Kaum jemand hat zuletzt so schnell solchen Erfolg gehabt (sein Debütalbum erreichte die Spitze der UK-Charts), wurde so vorbehaltlos von der Rock-Aristokratie willkommen geheißen (der Junge aus Nottingham war auf Tour mit Noel Gallagher), bei kaum jemandem passen Können und Verkaufszahlen so gut zusammen. Derzeit spielt Jake Bugg fleißig Konzerte, im März kommt er für vier Shows nach Deutschland. Außerdem verschenkt er auf seiner Homepage im Tausch gegen eine E-Mail-Adresse gerade das Lied Saffron (***). Er zeigt sich darauf von seiner sanften Seite, nur von einer akustischen Gitarre begleitet, und mit Zeilen wie „your beauty is beyond belief.“ Donovan hat bestimmt Tränen in den Augen, wenn er das hört.
Wo wir gerade bei Jungspunden sind: AB Syndrom, ein Duo aus Berlin, kommen zusammen gerade mal auf ein Alter von 42 Jahren. Auf ihrem Debütalbum Alles Deins liefern die Brüder etwas, das man wohl HipHop nennen kann, aber ohne die Offensichtlichkeit, die dem Genre oft zueigen ist. Die Beats sind verschachtelt, die restlichen Sounds eher Klangmalerei als Angeberei, die Texte manchmal auf Deutsch und manchmal auf Englisch (manchmal gibt es auch bloß Instrumental-Tracks). Bei Soundcloud kann man gerade Kennerblick (***) gratis herunterladen als gute Einführung in den Sound von AB Syndrom. Es ist eine ziemlich clevere Geschichte darüber, dass man sich nicht aussuchen kann, wann man sich in wen verliebt, dass Verliebtsein aber längst nicht reicht, um zusammen zu bleiben. Nur auf den ersten Blick wirkt das unspektakulär – das gilt grundsätzlich bei AB Syndrom.
Dass man längst nicht immer so anständig ist wie man gerne sein wollte, wissen auch The Heavy. Sie haben daraus den Track What Makes A Good Man gemacht, die erste Single ihres aktuellen Albums The Glorious Dead. Den Kenny Dope Remix des Tracks (***1/2) bekommt man im Tausch gegen eine Mailadresse gerade auf der Homepage von The Heavy (übrigens: etwas gewinnen kann man dabei auch noch). Das ist ein ziemlich kraftvoller Mix aus Soul, Hip Hop und Rock, veredelt von Sänger Swaby, dessen Stimme dafür sorgt, dass das Ergebnis niemals in Pseudo-Retro- oder gar Lounge-Gefilde abdriftet, sondern tatsächlich so etwas wie authentische Partymusik wird.
Mit Safe/Pain sind die Strangers gerade am Start, der insgesamt vierten EP seit der Gründung der Band vor knapp zweieinhalb Jahren. Einen Song von ihrer ersten EP gibt es momentan kostenlos als MP3 bei Soundcloud: If I Found Love (***) dürfte allen gefallen, die seit vier Jahren auf ein neues Album von Zoot Woman warten. Der Gesang von David Maddox-Jones (ehemals Frontmann bei The Departure) ist leidenschaftlich, die Musik dazu ein winziges bisschen distanziert, der Beat scheint direkt aus der Pet-Shop-Boys-Werkstatt zu stammen. So geht Liebeskummer, ohne sich schmutzig zu machen.
“State-of-art Brazilian pop, delivered with winningly understated charm.“ So hat die Times das letzte Album von Lucas Santtana zusammengefasst. Sem Nostalgia hieß die Platte des Mannes aus Salvador, Brasilien. Mittlerweile ist schon der Nachfolger The God Who Devastates Also Cures auf dem Markt. Aber mit Sem Nostalgia hat Lucas Santtana auch noch noch ganz abgeschlossen: Auf Remix Nostalgia (**1/2) wird jeder einzelne Track davon neu bearbeitet, das gesamte Album verschenkt der Brasilianer auf seiner Homepage. Die Remixes stammen unter anderem von JD Twitch, John Dieterich (Deerhoof), Burnt Friedman oder Joao Brasil und verschieben den Sound in Richtung Hip Hop, Ambient, Deep House oder Glitch. Das ist nicht immer besser als das Original, aber meist moderner und abwechslungsreicher.