Wieder einmal ein bisschen Musiknervennahrung für die anstehende Woche. Diesmal gibt es gleich drei sehr reizvolle Nebenprojekte. Jede Menge Deftiges. Und zum Start unser aller liebste Pop-Prinzessin beim Fremdgehen. Alles von mir aufgestöbert – und für Euch kostenlos zum Download.
Eine Kombination, die nicht gerade auf der Hand liegt: Robyn trifft Coldplay. In diesem Fall: Every Teardrop Is A Waterfall von der gleichnamigen, Ende Juni erschienenen EP der Herren Chris Martin & Co. Im Vergleich zum Original nimmt Robyn ein bisschen das Tempo raus und zeigt sich, wie zuletzt auch live, eher von ihrer emotionalen Seite denn als bedingungslose Powerfrau. Bei Stereogum kann man das Ergebnis kostenlos runterladen. Spannend. ***1/2
Am Freitag in den Läden: Get Nice, das neue Album von Zebrahead. Die Vorab-Single Ricky Bobby verschenken die Jungs aus Kalifornien auf ihrer Homepage, zudem stehen im August einige deutsche Festivals für Zebrahead an. Das dürfte zum Pflichttermin für alle werden, die – wie im Falle von Ricky Bobby – schon immer von einer Mischung aus Blink 182, Manowar und den Toten Hosen geträumt haben. **
Noch nicht hart genug? Dann sollte man dringend die Wolves Like Us kennen lernen. In England hat ihr Debütalbum Late Love reichlich Applaus geerntet, seit ein paar Wochen ist die Scheibe nun auch hierzulande zu haben. Wer trotz Lobeshymnen von Visions bis Metal Hammer noch einen Vorgeschmack braucht, kann ihn in Form von We Speak In Tongues auf der Homepage ihres Labels Prosthetic Records kostenlos herunterladen. Und wird feststellen: Für Wucht braucht man kein Tempo, wenn man eine so herrische Harcore-Stimme, so laute Drums und eine vergleichsweise komplexe Komposition hat. **1/2
Auch die Black Lips mögen es bekanntlich heftig. Die Single Modern Art (vom neuen Album Arabia Mountain) gibt es bei Spin zum kostenlosen Download. Einen packenden Refrain ein Glockenspiel und, wenn mich nicht alles täuscht, sogar ein Theremin fahren die Black Lips auf – und klingen trotzdem noch ein bisschen wie die Hives ohne Politur. Und das ist als Kompliment gemeint. ***1/2
Schon ihr viertes Album haben die Junior Boys fertig (teilweise übrigens in Berlin aufgenommen). It’s All True verspricht der Titel, und neben einer gerade abgeschlossenen Deutschland-Tour wollen die beiden Kanadier auch mit dem (im Austausch gegen eine E-Mail-Adresse) kostenlosen Download des Songs mit dem hübsch irreführenden Titel EP Lust darauf machen. Der Track klingt ein wenig, als hätte jemand die Coolness von Zoot Woman mit einem guten Schuss R’n’B-Hormonen gekreuzt. Kein Hit, aber nicht ohne Reiz. **1/2
Wer sich angesichts des katastrophalen Sommers gerne in Selbstmitleid suhlen möchte: Fink haben den perfekten Soundtrack dazu gemacht. Er heißt Perfect Darkness und ist im Kern das Projekt von DJ/Produzent Fin Greenall. Den Titelsong verschenkt er auf der Homepage von Fink. Sensible Gemüter sollten allerdings gewarnt sein: Das Schlagzeug bleibt hier ganz schüchtern, die Gitarre könnte man fast expressionistisch nennen und der Text kennt „Hoffnung“ nicht einmal aus dem Wörterbuch: „A perfect darkness / is all I can see“ – das ist die Botschaft. Bald das neue Lieblingslied im Leonard-Cohen-Fanclub. ***
Noch ein Nebenprojekt: Emirsian. Wer diesen Namen seltsam findet, dem kann geholfen werden. Hinter Emirsian steckt Aren Emirze, Sänger und Gitarrist der Frankfurter Noiserock-Band Harmful. Als Emirsian lebt er seine ruhigere Seite aus und hat mit Accidentally In Between gerade sein drittes Album veröffentlicht (eine Hälfte ist auf Englisch, die andere in seiner Muttersprache Armenisch). Gemixt hat das Ganze unter anderem Dave Sardy (ja, der Typ, der gerade mit Noel Gallagher an dessen Solodebüt arbeitet). Den Song Friends kann man dankenswerterweise hier gratis downloaden und wird eine gute Dosis Melancholie und eine noch größere Portion Songwriterkunst finden. ***
Nebenprojekt, Teil 3: Für Faris Baldwan läuft es mit Cat’s Eyes so gut, dass inzwischen erste Gerüchte aufgetaucht sind, er werde seine Ursprungsband The Horrors beerdigen. Kein Wunder: Im Duo mit der Ex-Opernsängerin Rachel Zeffira macht er derart herrliche Musik, dass man kaum glauben mag, er sei mal ein Rabauke gewesen. Das verträumte Not A Friend verschenken Cat’s Eyes auf ihrer Homepage – schräge Streicher und Italo-Western-Beat inklusive. ****