Ja ist denn schon Weihnachten? Man könnte es meinen, wenn man sich auf der Homepage der netten Damen und Herren von Snowhite umschaut. Sage und schreibe 37 Tracks der Künstler, die bei dem Berliner Label unter Vertrag stehen, gibt es dort gratis für alle, die nicht mit dem Herausrücken ihrer E-Mail-Adresse geizen. Unter anderem mit dabei: The Sounds mit dem Hey Champ Remix von Beatbox. Der Track (***), im Original vom Album Crossing The Rubicon, bekommt eine Kuhglocke und eine komplette Achtziger-Garderobe. Grandmaster Flash wäre stolz gewesen.
The Blood Arm zeigen sich mit Get Ready (***1/2) ungestüm wie immer und lassen den Temptations-Klassiker zumindest eine Strophe lang klingen, als hätten sie ihn selbst geschrieben.
Ihre Eltern stammen aus Tschechien, sie wuchs in Bristol auf und lebt nun in Berlin: Die letzte Station in der Biographie von Emika scheint sie am meisten geprägt zu haben. Denn die Songs ihres Debütalbums Emika entstanden im legendären Berghain. Dort nahm sie Geräusche auf, aus denen sie dann zuhause ihre eigenen Tracks bastelte. Field Recordings für das Techno-Zeitalter, sozusagen. Der Musikexpress sieht darin eine Symbiose von Dubstep, Techno, Klassik, aber auch Pop. Der Kyle Hall Remix von Pretend (**1/2), den es im Tausch gegen eine Mailadresse auf Emikas Homepage gibt, gefällt vor allem durch seine Nervosität, die einen spannenden Gegenpol zu Emikas ätherischer Stimme bietet.
Streng akustisch mag es hingegen Jono McCleery am liebsten. Only (**1/2) vom aktuellen Album There Is verschenkt er gerade auf der Homepage seiner Plattenfirma Counter Records. Der Song, eine Zusammenarbeit mit Vashti Bunyan, ist kaum da, verträumt, schwebend. Am Ende gesellen sich verschwörerische Streicher hinzu. Das ist durchaus typisch für sein Album. Da spielt er gerne mit Schweigen und Pausen und klingt mitunter, als hätten Massive Attack den Folk für sich entdeckt. Wunderbar zart und perfekt für alle, für die Musik vor allem subtil sein muss.
Noch ein Stück abstrakter wird es bei Thundercat. Der Mann, der eigentlich Stephen Bruner heißt (und dessen Vater das Schlagzeug bei den Temptations spielte, die in dieser Ausgabe von Futter für die Ohren von The Blood Arm gecovert werden, welch Zufall!) ist sicher nicht böse, wenn man seinen Sound als Jazz bezeichnet. Den Track For Love I Come (***) vom Album The Golden Age Of Apocalypse aus dem höchst angesagten Hause Brainfeeder kann man bei Tonspion gratis herunterladen. Ein bisschen Hall & Oates klingt da an, eine Prise Softrock und ganz viel Bass-Virtuosität.
Kontrastprogramm gefällig, um nicht völlig wegzudösen? Dann haben Skindred das richtige Gegenmittel. Doom Riff (*1/2) heißt der Track, der dem vierten Skindred-Album Union Black entnommen ist und den all jene umsonst bekommen, die sich bei Facebook zu einem „Gefällt mir“ auf der Skindred-Seite entschließen. Einigermaßen brachiale Gitarren mixen die Waliser darauf mit so etwas wie Ragga-Gesang und einem Nu-Metal-Refrain. Wer’s mag…
Ebenfalls Facebook-Geschenke verteilen Cloud Control, jedoch noch großzügiger (es gibt eine ganze EP gratis, und sogar ohne „Gefällt mir“-Zang) und vor allem viel besser. Der Titelsong (****) der EP, There’s Nothing In The Water We Can’t Fight, war schon auf dem Debütalbum Bliss Release ein Highlight. Dazu kommen bei den Australiern drei weitere Tracks. Into The Line (***) ist herrlich träger Psychedelik-Rock. In Your World (****) scheint mit seinen tollen Harmonies und dem markanten Gitarren-Jangle mitten aus dem San Francisco des Jahres 1969 entsprungen zu sein. Und der irre Jonti Remix (**1/2) des Albumtracks Gold Canary klingt nicht mehr nach Hafenkneipe, sondern nach einem mit regenerativer Energie betriebenen Raumschiff. All das gibt es auf der Facebook-Seite von Cloud Control. Als Vorgruppe für die Drums ist das Quartett zudem gerade auf Tour durch Deutschland.