Künstler | George Ezra | |
Album | Did You Hear The Rain | |
Label | Columbia | |
Erscheinungsjahr | 2013 | |
Bewertung |
Did You Hear The Rain? war damals der Lead-Track zur ersten EP von George Ezra. Man kann halbwegs nachvollziehen, warum dieses Lied ausgewählt wurde: Es hat eine starke Western- und Americana-Färbung, die vor vier Jahren nicht zuletzt durch Mumford & Sons noch schwer angesagt war. Vor allem aber ist das Titelstück derjenige Song auf dieser EP, der am meisten Kraft hat. Der damals gerade 19-jährige George Ezra will hier bedrohlich, sogar besessen sein.
Natürlich war dann Budapest der Song, der seine Karriere lostreten sollte. Hört man das Lied heute auf der Did You Hear The Rain-EP, jetzt wo man nicht mehr 50 Mal pro Monat dieses “but for you oooooh” um die Ohren geknallt bekommt, sind vor allem zwei Aspekte spannend: Erstens hat Budapest zwar eine große Ursprünglichkeit, erst recht für einen Radiohit. Aber es ragt unter diesen vier Liedern keineswegs so heraus, wie es der spätere Chartserfolg vermuten ließe.
Zweitens gab es durchaus eine verheißungsvolle Karriere, bevor dieser Song, der damals auch als Free Download auf der Website des Künstlers verfügbar war, durch die Decke ging (und das ist wohl auch der Grund dafür, warum es nicht schädlich war, dass George Ezra nicht mit dem Lied berühmt wurde, das ihn aus Sicht seiner Plattenfirma der Welt vorstellen sollte, sondern eben mit einem anderen). Eine Radioredaktion in seiner Wahlheimat Bristol hatte schon Lieder von ihm gespielt, die es online gab, auch landesweit wurde er schnell zum Radioliebling (Zane Lowe pries ihn früh als „one of the most compelling and powerful new vocalists around”). Er war im Vorprogramm von Ben Kweller, Willy Mason und Lianne La Havas zu sehen und spielte sogar beim Glastonbury Festival, bevor diese EP erschienen war.
Die beiden anderen Tracks dieser EP schafften es nicht aufs spätere Debütalbum Wanted On Voyage, sind aber auf jeden Fall hörenswert. Angry Hill lässt durch ein reduziertes Picking auf der akustischen Gitarre die Kraft seiner Stimme noch klarer in den Vordergrund treten, mit der hier Trauer, Wut und die Lehren, die man daraus ziehen kann, besungen werden. Der vielleicht am meisten erhellende Track auf Did You Hear The Rain ist Benjamin Twine. George Ezra singt darin über einen besten Freund, den er als sehr lässigen Typ skizziert (seine Schwester ist indes auch nicht zu verachten, was die eigentliche Pointe in diesem Lied ist) und verbreitet eine Atmosphäre, die nicht nur typisch für diese EP ist, sondern für den Punkt seiner Karriere, an dem er 2013 stand: Alles klingt nach Möglichkeiten, Freiheiten und Pferdestehlen.