Heute ist Welttag des Bieres. Ein guter Anlass, sich mal wieder eingehend mit dem Gerstensaft zu beschäftigen. Und für die erneute Formulierung der Erkenntnis: Ich mag eigentlich kein Bier. Es schmeckt beim ersten Schluck bitter und beim letzten Schluck ungefähr so wie das, was aus dem Abwasserschlauch der Wäscherei einer mittelgroßen Bundeswehrkaserne herauskommt.
Ich kann mich an keinen einzigen Moment in meinem Leben erinnern, an dem ich einen Schluck Bier als Wohltat, Genuss, als Befriedigung erlebt hätte. Nicht einmal in den klassischen Biertrinker-Situationen: völlig durchgeschwitzt und erschöpft nach dem Fußball, nach dem großen Triumph einer gelungenen handwerklichen Kleinigkeit, bei der ultimativen Geselligkeit eines Grillabends.
Erst recht nicht bei den Gelegenheiten, die die Werbung als natürlichen Lebensraum für Bier und seine Trinker verkaufen will: im Club, am herbstlichen Nordseestrand oder auf Segelschiffen (ich war erst einmal in meinem Leben auf einem Segelschiff, und da habe ich Champagner getrunken).
Es gibt meiner Ansicht nach nur zwei Gründe, warum Menschen überhaupt Bier trinken: 1. Alkohol. 2. Das Gefühl, ein echter Germane zu sein. In einer Welt voller Cocktails, Brazilian Waxing und Yogakursen stellt der Gerstensaft die letzte Verbindung dar zu unseren beinharten Vorfahren, zur ganzen Männlichkeit von Jagen, Kämpfen und Erobern.
Beide Gründe treffen auch bei mir zu. Denn obwohl mir Bier nicht schmeckt (und das gilt für jede Sorte), trinke ich Bier. Und zwar: Beck’s. Natürlich das echte, Pils, in der grünen Flasche (nicht so neumodischen Kram wie Gold oder Green Lemon, da könnte ich ja gleich ein Getränk wählen, das meinem Gaumen schmeichelt). Schließlich will ich ein echter Germane sein und die ganze Männlichkeit von Jagen, Kämpfen und Erobern schmecken.
Wichtiger sind aber ästhetische Gründe. Ich mag die Form der Flasche, das Design des Etiketts, die Folie am Flaschenhals, die sich schon in mancher Gesprächspause als hoch effektive Beschäftigungstherapie erwiesen hat. Ich mag die Tatsache, dass es 0,33-Liter-Flaschen gibt. Klein ist wichtig, weil dann der letzte Schluck nicht ganz so eklig schmeckt. Flasche ist wichtig, weil man dann an der Theke einfach schneller zu seinem Bier kommt (Zapfhähne sind Amüsierzeitvernichtungsmaschinen). Vor allem aber trinke ich Beck’s wegen Oasis (gemeint ist natürlich die Rockband aus Manchester, nicht das in England erhältliche Erfrischungsgetränk gleichen Namens). Die trinken es auch (im Booklet ihres 1997er Albums Be Here Now sind sogar ein paar Flaschen zu entdecken). Und was die machen, ist meistens richtig.
Und dank Oasis habe ich somit immerhin auch schon ein paar unvergessliche Bier-Erlebnisse gehabt, auch wenn die nie etwas mit dem Geschmack (und zugegebenermaßen auch nie mit der Germanigkeit des Biers) zu tun hatten. Da war eine Wanderung mit der Schulklasse auf den Kreuzberg, kurz vor dem Abi. Die Mönche dort oben brauen einen ziemlich teuflischen Saft, der den Weg rückwärts (und bergab) zu einem echten Highlight macht – vor allem, wenn man trotz mörderischer Hitze außer Kreuzbergbier sonst nicht viel zu sich genommen hat. Da war der Abend, an dem wir als letzte Gäste aus der Moritzbastei gekehrt wurden, und zwei Freunde dann trotzdem noch zu mir wollten, um die letzten beiden Flaschen aus dem dort befindlichen Bierkasten auch im hellsten Morgengrauen noch zu trinken – und ich Gott sei Dank so weise war, auf weitere Alkoholzufuhr zu verzichten. Und da war ein 1. Mai, den wir in einem Garten im Nachbardorf gefeiert haben. Drei kleine Dosen (die gab es damals noch) von der Tankstelle (also stilecht!) haben mich in eine wunderbare Stimmung versetzt. Das war 1997, das Jahr von Be Here Now – und in den Dosen war natürlich Beck’s.
Ein netter Beck’s-Clip mit schlimmer Musik:
httpv://www.youtube.com/watch?v=rsgJxdGEjTQ