Künstler | Gizmo Varillas | |
Album | Out Of The Darkness | |
Label | Big Lake Music | |
Erscheinungsjahr | 2020 | |
Bewertung |
Gizmo Varillas nennt sein drittes Album „eine Sammlung von Liedern über Veränderung und darüber, es auf die andere Seite zu schaffen. Im vergangenen Jahr habe ich viel über die dunklen Zeiten nachgedacht, die ich in meinem Leben bewältigt habe.“ Natürlich passen der Blick auf Enttäuschungen und Krisen sowie die Entschlossenheit, diese zu überwinden und neue Hoffnung zu schöpfen, sehr gut in die aktuellen Corona-Zeiten. Der in London lebende Spanier beweist damit aber nur bedingt prophetische Kräfte. Schließlich hieß schon der 2018 veröffentlichte Vorgänger Dreaming Of Better Days, zeigte also eine ganz ähnliche Perspektive. Viel mehr als sein Zweifeln prägt auch hier sein Optimismus die Musik des Mannes, der es seit seinem Debütalbum El Dorado (2016) auf mehr als 30 Millionen Streams bei Spotify gebracht hat.
Sehr typisch ist schon die Single Love Over Everything als Auftakt des Albums. Der Song ist funky und leicht in einer Ausprägung, die nicht zwingend zum Tanzen animieren will – es reicht, wenn man mit dem Fuß wippt. Dazu kommen exotische Klänge wie anfangs von einer Charango (ein aus den Anden stammendes Zupfinstrument) und eine von Zuversicht geprägte Stimmung. „Auch wenn wir uns nicht immer aussuchen können, was mit uns geschieht, können wir uns doch aussuchen, wie wir reagieren. Sich für Hass zu entscheiden, ist viel einfacher und führt uns in einen Teufelskreis. Die einzige Möglichkeit, wirklich zu genesen, ist, die Liebe über alles zu stellen“, erklärt Gizmo Varillas den Songtitel.
One Day At A Time wirkt, als hätte Jack Johnson sowohl Elektronik als auch komplexe Rhythmen für sich entdeckt, beides allerdings in dezenter Ausprägung. Out Of The Darkness als Titelsong und Album-Abschluss lebt von seiner interessanten Instrumentierung und deutet an, wie Owl City ohne Penetranz hätten klingen können. Am meisten schillert Born Again mit Elementen aus Funk, Disco, Weltmusik und auch etwas Auto-Tune. „Darwin Deez meets Jamiroquai“, könnte hier die überaus heitere Formel lauten, auch wenn das Ergebnis längst nicht so plakativ und nicht ganz so cheesy klingt, wie diese Kombination zunächst wirken könnte.
Writing’s On The Wall ist ruhiger, reduzierter und abstrakter als der Durchschnitt des Albums, auch Keep Shining On setzt eher auf Säuseln als auf Tempo. Burning Bridges überrascht mit einem Synthesizer und einem Beat, der sogar HipHop-tauglich wäre, die Grundstimmung bleibt allerdings mellow. Bei A Silver Lining hat man im letzten Drittel der Platte längst das Schema von Gizmo Varillas erkannt, der Sound wirkt trotzdem ursprünglich statt abgestanden. Saving Grace zeigt, wieso das so ist: Der Song ist verträumt und doch zappelig, schluffig und doch zackig – auch dank Tony Allen, der hier das sonst von Jesper Lind betätigte Schlagzeug spielt.
Wenn sich der 30-Jährige zur Kooperation entschließt, gelingt das auch in anderen Fällen: Cold, geschrieben mit Jonathon Quarmby, erzählt von den Herausforderungen einer Langzeitbeziehung und wird etwas größer und ambitionierter im Sound. Hier sind, ebenso wie in drei anderen Stücken, zudem von Rob Lewis arrangierte Streicher zu hören, die in Rise ihre größte Wirkung entfalten: Gemeinsam mit den Handclaps zu Beginn und später den erst schlichten, dann recht verspielten Drums tragen sie zu Beschleunigung und Schwung bei.
Dreimal singt Gizmo Varillas in seiner Muttersprache. Bella Flor bekommt eine sommerliche Latin-Atmosphäre, aber auch einen Hauch von Wehmut. In Danza de Sombras, einer Feier der Musik und ihrer Möglichkeiten, fährt er das ganze Spanien-Programm mit Konzertgitarre und Kastagnetten auf. Lediglich A la vida klingt etwas eintönig und kalkuliert – der einzige Schwachpunkt auf einem nicht spektakulären, aber hübschen Album.