Gregor McEwan – „From A To Beginning“

Künstler Gregor McEwan

From A To Beginning Gregor McEwan Kritik Rezension
Ein Jahr hat Gregor McEwan an „From A To Beginning“ gearbeitet.
Album From A To Beginning
Label Stargazer Records
Erscheinungsjahr 2018
Bewertung

So lange wie nie zuvor an einer Platte hat Gregor McEwan an seinem dritten Album From A To Beginning gearbeitet. Ungefähr ein Jahr hat er sich für die Aufnahmen mit Produzent Thies Neu in Berlin gegönnt. Er habe sich vorher die Frage gestellt, welcher Sound wirklich am besten zu ihm passt, sagt der 35-Jährige, und dann entsprechend intensiv nach einer passenden Umsetzung gesucht.

Auch die Zeit, bevor die Arbeiten überhaupt anfingen, also die Pause nach dem Vorgänger Much Ado About Loving, war ungewöhnlich lang. „Ich habe erst nichts geschrieben, weil ich gerade eine Platte fertig hatte. Dann war ich auf Tour. Danach ist es normal, dass man erst einmal ein wenig Abstand zur eigenen Musik haben will. Diese Phase hat diesmal allerdings ein gutes Stück länger gedauert als sonst, deshalb wurde ich etwas nervös. Aber irgendwann kam zum Glück der folkige Teil im Rewind-Song, und dann auch gleich drei, vier weitere. Ab dann lief es“, hat mir Gregor McEwan im Interview erklärt.

Besagter Rewind-Song (genauer: << Rewind, Retrack, Rename, Restore) eröffnet nun das Album nach einer kurzen akustischen Skizze (genauer: dem extrem niedlichen (Hope You Stay) Here For Tonight) mit viel Power und Entschlossenheit im Refrain, um dann im Break in ein verspieltes Call & Response mit sich selbst überzugehen. Das zeigt schon, wie sehr der Spruch vom gut Ding, das Weile haben will, hier zutrifft: From A To Beginning glänzt mit großem Detailreichtum, der nie Selbstzweck wird, und enormer Vielseitigkeit, ohne dass darunter der Eindruck eines runden Ganzen leiden würde.

Zu den neuen Elementen im Sound gehört etwa das Country-Flair von The Wrinkle In Time, das eine wunderbare Leichtigkeit und Gelassenheit verströmt, ein großes Vertrauen in den Lauf der Dinge. Alderaan dürfte Freunden der Lemonheads gefallen oder Emo-Fans. „Das klingt nach frühem Emo, also Get Up Kids oder Weakerthans“, bestätigt Gregor McEwan. „Das ist Musik, die ich schon immer mag, auch wenn ich das auf den früheren Platten nicht so rausgelassen habe. Aber dieser Song sollte genau nach diesem Genre und dieser Zeit klingen.“

Mit Untitled gibt es ein Instrumental, etwas häufiger als bisher setzt Gregor McEwan auch seine Kopfstimme ein. Sehr effektvoll passiert das in You And I, das nicht nur einen sehr entschlossenen Bass zu bieten hat und einen klasse Refrain, sondern auch die Botschaft: Nehmt euch Zeit füreinander, tauscht euch aus, begegnet euch, gerne auch in der analogen Welt. Nicht weniger romantisch ist 19.07.13, eine zuckersüße Liebeserklärung, benannt nach dem Tag, an dem der Sänger erstmals seiner Freundin begegnet ist.

Anywhere, Anytime, Anything wird durch seine Stimme besonders, die mit jeder Wiederholung von „I got lost” noch etwas inniger und leidenschaftlicher wird. On Her Radar erzählt von den Freuden des gemeinsamen Kochens (und des anschließenden Konkurrierens um das beste Instagram-Bild von zubereiteten Mahl), zunächst reduziert, dann mit Streichern und der Stimme von Kati von Schwerin im Hintergrund, schließlich mit einer gedämpften Trompete, die noch einmal verdeutlicht, wie schön die Melodie des Liedes ist. In Home sind Gesang und Gitarre wunderbar verschränkt, Breathe In / Breathe Out ist ein straighter und unprätentiöser Rocksong, wie ihn wenige deutsche Musiker hinbekommen.

Das entspannte Blankets Of Snow ist der einzige schwächere Moment auf From A To Beginning, weil darin etwas der Fokus fehlt. Sonst glänzt das heute erscheinende Album, auf dem als Mitstreiter unter anderem Kati von Schwerin, Kristoffer Ragnstam und Martin Gallop mitwirken, mit vielen schönen Ideen und vor allem einem in jeder Sekunde erkennbaren Herzblut, wie es beispielsweise das akustische Green Mile erkennen lässt: Das Lied hat einen herrlichen Refrain mit viel Reife, zugleich aber einen sehr jugendlichen Glauben an die eigenen Fähigkeiten und an die Tatsache, dass es die Welt letztlich gut mit uns meint. Vielleicht am typischsten ist tatsächlich der Titelsong From A To Beginning: Man hört Gregor McEwan darin die Freude am Songwriting selbst an, am Spiel mit Arrangements, am Bestreben, komplex zu sein und das Lied doch organisch klingen zu lassen – es ist so etwas wie die Quintessenz seiner Stärken.

Im Video zu Rewind, Retrack, Rename, Restore hat Gregoe McEwan eine magische Fernbedienung.

Gregor McEwan ist derzeit auf Tour:

13.01.18 Leipzig – Horns Erben

14.01.18 Wuppertal – Melodica Festival

17.01.18 Hamburg – Nochtwache

18.01.18 Göttingen – Nörgelbuff

19.01.18 Köln – Die Wohngemeinschaft

20.01.18 Bochum – Die Trompete

21.01.18 Münster – Pension Schmidt

23.01.18 Mainz – Schon Schön

24.01.18 Stuttgart – Café Galao

25.01.18 Fürth – Kofferfabrik

26.01.18 Neunkirchen – Stummsche Reithalle

27.01.18 Darmstadt – Kulturwerk Griesheim

07.02.18 Kassel – Kulturhaus Dock 4

08.02.18 Celle – MS Loretta

09.02.18 Kiel – Prinz Willy

10.02.18 Norderstedt – Music Star

11.02.18 Hannover – Kulturzentrum Faust

14.02.18 Suhl – Kulturbaustelle

16.02.18 Frankfurt – Lotte Lindenberg

17.02.18 Moers – Bollwerk 107

28.02.18 München – Volkstheater

15.03.18 Dortmund – subrosa

16.03.18 Aachen – Raststätte

17.03.18 Paderborn – Deelenhaus

26.05.18 Braunschweig – B58 Fest

Website von Gregor McEwan.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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