Künstler | Herr D. K. | |
Album | Beleuchtet den Hintergrund | |
Label | Tapete | |
Erscheinungsjahr | 2020 | |
Bewertung |
„Manchmal ist Angst besser als ihr Ruf“, singt Herr D. K. im ersten Stück seines Debütalbums. Das Lied heißt Das Feld und zeigt schon viel von dem, was die Musik des 26-jährigen Hamburgers ausmacht: Im Zentrum stehen Gesang, Gitarre und Klavier, am Schluss verzieren Bläser und Streicher den Sound. Diese Zutaten kennt man von vielen deutschen Singer-Songwritern. Die Eigenständigkeit liegt in den Texten von Henning von Hertel, wie er bürgerlich heißt. Er thematisiert in diesem Song, wie klein er ist im Vergleich zur Welt. Und er sagt über seinen Ansatz insgesamt: „Nur weil etwas direkt ist, ist es nicht automatisch gut.“ Deshalb richtet sich sein Fokus auf die Zwischentöne, das Versteckte, Unscheinbare. Beleuchtet den Hintergrund.
Die Sensibilität, die man dafür braucht, wird etwa in Vom betroffenen M. deutlich, das mit seinem getragenen Tempo auch von Chris Isaak vorstellbar wäre. Was Dir bleibt beschließt die Platte nur mit akustischer Gitarre, Gesang und dem doppelbödigen Wunsch: „Ich will doch nur ein bisschen / nur ein bisschen mehr.“ Das was hat einen eigenwilligen Computerbeat und wirkt fast, als hätte Mambo Kurt ausnahmsweise Lust auf Poesie und Reflexion statt auf Klamauk.
Henning von Hertel, der als 12-Jähriger seinen ersten Song schrieb, sich seit 2017 Herr D. K. nennt und im Jahr darauf die EP Zwischen Uns veröffentlicht hat, bleibt dabei lyrisch ein Stück hinter Großmeistern wie Gisbert zu Knyphausen zurück, ist aber Pseudo-Sensibelchen wie Mark Forster natürlich weit überlegen. Ein Mehrwert (und ein weiteres Charakteristikum) von Beleuchtet den Hintergrund ist, dass die Platte für dieses Genre erstaunlich große Lust auf Rhythmus beweist, etwa in der Single Eingekreist. Womöglich wird da der Einfluss von Produzent Kristian Kühl deutlich, zu dessen Klienten mit Leoniden oder OK Kid auch sonst durchaus Acts gehören, die es energisch mögen.
Nach Hause ist zwar gelassen, aber nicht ohne Schwung, sodass man sich an Virginia Jetzt erinnert fühlen kann. Im heiteren Viel hier geht es um die kleinen Missgeschicke, aus denen oft die schönsten Erinnerungen werden. Das Geschehen lässt exotische Rhythmen um eine zentrale Gitarrenfigur kreisen. K1 hat sogar Funk-Elemente – wenn auch gebremste, schließlich geht es im Text offenkundig um die Freude am Chillen. Der Höhepunkt auf Beleuchtet den Hintergrund und so etwas wie der Hit dieser Platte ist die Single Gelogen: Der Song hat Punch und Tempo, auch der Chor sorgt für mehr Zugänglichkeit – aber trotzdem gelingt es dem Herrn D. K. auch hier, nicht zu offensichtlich zu werden.