Künstler | Herr Rauch | |
EP | Sportlehrer aus Leidenschaft | |
Label | Spleen Dance Records | |
Erscheinungsjahr | 2020 | |
Bewertung |
Als Kneipenmusiker bezeichnen sich Stefan Rauch (Gesang und Gitarre), Moritz Toroff (Schlagzeug), Simon Reitschuster (Gitarre), Tabor Lampe (Bass) und Matthias Stadter (Trompete). Ihr im vergangenen Jahr erschienenes Album hieß Revolution am Tresen. Es gab darauf Lieder wie Weltschmerz in Franken, das ist die Herkunft das Quintetts, das mittlerweile in München ansässig ist. Mit Sportlehrer aus Leidenschaft legen sie heute eine EP mit knapp 20 Minuten Spielzeit nach.
Der Titel der EP ist typisch für die leider oft kruden Gedankengänge der Band. Die fünf Lieder sollen den Gedanken eines nicht sehr sportlichen, aber recht trinkfesten Sportlehrers entsprechen. Das wirkt wie ein ziemlich aufgesetztes Konzept, auch jenseits davon gaukeln Herr Rauch oft Tiefgang vor, wo es in der Regel nur Banalitäten gibt. Wann wurde ich alt ist ein treffendes Beispiel für diese Schlichtheit:, „alt“ reimt sich auf „kalt“, „ein“ auf „allein“ oder „ziehen“ auf „verziehen“.
Kaffee schwarz wirkt wie eine sehr gebremste Version von Von Wegen Lisbeth, die Selbtscharakterisierung beruht auch hier auf Oberflächlichkeiten („Seid ihr so wie ich? Ich trinke meinen Kaffee schwarz“), der Text handelt von Langeweile, Routine und Antriebslosigkeit, die Musik setzt vor allem auf einen betont großen Refrain mit Bläsern und zweiter Stimme, der aber nicht recht zündet. In Leider Wein berichtet der Erzähler von der leidigen Situation, auf dem Weg zur Abendgestaltung (und auf dem Heimweg) der Fahrer sein zu müssen, während die anderen saufen dürfen. Pogo und Ballett berichtet von zwei Freundinnen, die sich für unterschiedliche Lebenswege entscheiden. Der Text lässt auf ein ziemlich kleingeistiges Weltbild schließen, das in Balkan-Sound verpackt wird, das Ergebnis klingt wie Gogol Bordello im ZDF-Fernsehgarten. Salz in der Welt packt den Ansatz von Wanda in ein Reggae-Gewand. „Unsere Liebe ist ein Cocktail, Baby“, lautet eine der Zeilen darin, aber alles in diesem Song ist so wohlbedacht und abgestanden, dass es allenfalls eine Virgin Mary sein kann.
Auch wenn vieles hier handwerklich brauchbar ist, gibt es neben den textlichen Ausrutschern auch etliche weitere Geschmacksverirrungen. Vor allem aber bleibt offen, warum Herr Rauch überhaupt der Meinung sind, diese Gedanken und Klänge müssten dringend ein Publikum finden. Selbst in einer Kneipe (statt im EP-Format) dürfte diese Musik eher nervig sein als unterhaltsam.