Aexattack – „Stay Young“

Künstler Aexattack

Cover des Albums Stay Young von Aexattack bei Sissi Records
In zwei Tagen haben Aexattack ihr Debüt aufgenommen.
Album Stay Young – Stay Friends
Label Sissi Records
Erscheinungsjahr 2015
Bewertung

Als Aexattack mehr als sieben Jahre nach ihrer Gründung endlich ihr Debütalbum fertig hatten, wurden sie in einem Interview nach der Besetzung ihrer ultimativen Lieblingsband gefragt. „Dave Grohl am Schlagzeug, Carlos Dengler am Bass, Josh Homme an der Gitarre und Julian Casablancas als Sänger“, lautete die Antwort.

Das hört man der im Frühjahr erschienenen Platte der Band aus Wien an. Unverkennbar ist auf Stay Young die Liebe, die sie zu dieser Musik haben, auch die Souveränität, mit der sie sich den Sound ihrer Helden zueigen machen können. Manchmal klingt die Platte, die Aexattack binnen zwei Tagen in Eigenregie aufgenommen haben, wie ein verlorener Semi-Klassiker aus der Zeit irgendwann zwischen 1998 und 2002. Aber es gibt leider kaum etwas Eigenes oder Innovatives.

When We Were Young holt eine Packung Pathos und zwei Tüten Trübsal aus dem Placebo-Regal. Die Single Stay Young vereint ein bisschen Suede (der Sound und das Heraufbeschwören von Hedonismus im Refrain), ein bisschen Stereophonics (die rotzige Erdigkeit der Strophe) und ein bisschen Supergrass (das Gitarrensolo und der wahnsinnige Schrei am Ende). In The Soundtrack Of Our Lives basteln Aexattack dann sogar die Namen diverser Vorbilder zu einem Text zusammen, das hat man aber schon origineller gehört.

Revolt setzt auf Punk-Attitüde, die gewollt rabaukig wie Spitting Off Tall Buildings daher kommt. Starlight wirft die Frage auf, was Fury In The Slaughterhouse eigentlich machen. Und Get Away wird eher hysterisch als feurig und zeigt, dass Slogans nicht das passende Rezept für Aexattack sind.

Dabei beweisen Songs wie Bad News oder Herodream, dass das Trio durchaus ambitioniert ist. Es gibt auf Stay Young auch gute Momente wie Hometown: Der Song zeigt, was die Heimat ihnen fürs weitere Leben mit auf den Weg gegeben hat, nämlich Wut im Bauch und ein gebrochenes Herz.

Und dann ist da ja noch der zweite Teil dieser Platte, genannt Stay Friends. Acht Gastmusiker aus Österreich haben Aexattack dabei eingeladen, die Songs ihres Debüts neu zu interpretieren, mit durchaus spannenden Resultaten. Die unterschiedliche Vision feat. Lian lässt kaum mehr etwas von der Vorlage übrig und zeigt somit wunderbar das Potenzial dieses Konzepts. Auch Wort Ned Auf Mi feat. Hannes Duscher ist sehr interessant: Der Refrain besteht nur aus diesem einen Satz, die Strophe besteht aus vorgelesenen Kontaktanzeigen.

Stay Friends bekommt gemeinsam mit A Life A Song A Cigarette eine Entspanntheit, die dem Song viel besser steht als der Versuch, auf harte Jungs zu machen. Giganten wird in der Auslegung von Kommando Elefant eher putzig im Stile von Andreas Dorau. In When We Were Young feat. DeeCracks klappt es endlich mal, dass Aexattack wirklich wie Grobiane klingen, und das ist tatsächlich unterhaltsam.

Aussetzer gibt es freilich auch hier: Revolt feat. The Sado Maso Guitar Club ist strafbar plump. Starlight wirkt als Ballade mit Unterstützung von Sir Tralala eher geschauspielert als rührend.

Auch der zweite Teil des Doppelalbums unterstreicht damit den durchwachsenen Gesamteindruck. Aexattack pflegen nicht bloß Schema F in ihren Songs, aber sie haben ein musikalisches Weltbild, von dem man wirklich jede kleinste Ecke schon gesehen hat, und zwar oft besser ausgeleuchtet und in strahlenderen Farben. Alles auf Stay Young ist okay, nichts ist wirklich schlecht, manches sogar gelungen. Aber alles kommt 20 Jahre zu spät.

Irgendwie sieht das Tattoo im Video zu Starlight unecht aus.

https://www.youtube.com/watch?v=p_zlqiBVGVU

Homepage von Aexattack.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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