Hingehört: AJR – „I’m Ready“

Künstler AJR

Von AJR gibt es Pop, selbstgemacht und mit maximalen Ambitionen.
Von AJR gibt es Pop, selbstgemacht und mit maximalen Ambitionen.
EP I’m Ready
Label Warner
Erscheinungsjahr 2014
Bewertung

Wie ernst kann man eine Band nehmen, die in ihrer ersten Single SpongeBob samplet, den großen Durchbruch versucht, indem sie ihre Musik per Tweet an ausgewählte Promis schickt und als wichtigsten Einfluss unter anderem „fun“ benennt? Die Antwort lautet: So ernst, wie man einen ambitionierten Pop-Act eben nehmen sollte. Und AJR zeigen mit ihrer Debüt-EP I’m Ready, dass sie Pop bestens verstanden haben.

Die Band besteht aus den Brüdern Brüder Adam, Jack und Ryan Met, sie sind zwischen 17 und 22 Jahren alt und kommen aus New York. Dort haben sie sich erst als Gesangstrio auf der Straße versucht, dann in Eigenregie an ihrer ersten EP (mittlerweile gibt es von AJR eine weitere 5-Song-EP namens Infinity) gebastelt.

Der Titelsong gleich zu Beginn setzt (neben dem Lieblingssatz von SpongeBob) auf Monster-Bass, Handclaps, A-Capella-Refrain und eine Ohrwurm-Melodie. Das ist Pop in seiner schamlosesten Variante (wer sich darunter nichts vorstellen kann, darf einfach an Katy Perry denken) und funktioniert bestens.

Sehr clever spielen AJR zudem mit ihrem zarten Alter. „I won’t forget you, but I may forget your name”, heißt eine Zeile in I’m Ready – so ein Spruch ist nur aus dem Mund eines Teenagers nicht zynisch, sondern lyrisch. Auch das softe (ungefähr im Sinne von George Michael) Buy You A Rose hat später so einen Moment: „I’m just a boy who’s telling a girl / that when I’ll grow up, I’ll buy you a rose“.

In Woody Allen klingt der Gesang am Anfang irritierenderweise wie Die Prinzen, danach klingt er so, wie er von einer Band eben klingen muss, die schätzungsweise 90 Prozent ihrer Platten an Teenager-Mädchen verkauft. AJR wagen reichlich Effekt-Spielereien und einen Beinahe-Rap, aber nichts, was der Eingängigkeit des Lieds im Wege stehen könnte.

Das putzige Growing Old On Bleeker Street, mit Ukulele und sanftem Piano, zeigt eine weitere Facette des Trios und ist zudem eine willkommene Atempause inmitten von Songs, die unbedingt ganz nach oben wollen. Was damit gemeint ist, verdeutlicht auch After Hours, nicht nur wegen der Fanfare in den ersten Takten: AJR haben Lust auf großes Kino, sie wollen die Lieder machen, die beim Abschlussball, zum Silvesterfeuerwerk und in der Super-Bowl-Halbzeit gespielt werden. Mit dieser überzeugenden EP haben sie mehr als den ersten Schritt dorthin getan.

AJR singen I’m Ready live bei The X-Factor.

https://www.youtube.com/watch?v=C0012N-zLLc

Homepage von AJR.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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