Künstler | Alela Diane & Ryan Francesconi | |
Album | Cold Moon | |
Label | Believe Recording | |
Erscheinungsjahr | 2015 | |
Bewertung |
Im Oktober 2014 trafen sich Singer/Songwriterin Alela Diane und Gitarrist Ryan Francesconi beim Konzert eines gemeinsamen Freundes, als es mit dem eigenen musikalischen Schaffen für beide gerade nicht so recht vorangehen wollte. Die Begegnung sollte für die Sängerin aus Portland und den Gitarristen aus Nevada der Ausgangspunkt für einen kreativen Schub werden, dessen Resultat nun Cold Moon ist.
Sehr schnell einigte man sich darauf, es musikalisch einmal miteinander zu versuchen. Alela war gerade Mutter geworden, sie hörte dann den ganzen Herbst über die Instrumentalstücke, die Ryan ihr geschickt hatte, und schaute dabei aus dem Fenster. Was sie sah, ist einigermaßen eindeutig, wenn man diese Platte als Indiz nimmt: Natur. Viel Natur. Wetter, Licht und Wasser sind nicht nur häufige Metaphern auf Cold Moon, sondern wichtige Themen. Das passt wunderbar zu einer Musik, die in ihrem Folk-Klassizismus fast mutig ist.
Sehr oft gibt es bei Alela Diane und Ryan Francesconi nur Gitarre und Gesang – freilich ohne dass deshalb etwas fehlen würde. Beispielsweise in Shapeless ist es enorm aufregend, was Alela Diane mit den beiden Stimm-Spuren bewerkstelligt, dazu gibt es etwas leises Schlagwerk, das dann fordernder wird. Auch Quiet Corner ganz am Anfang des Albums hat herrliche Harmonies, dazu ein ewiges Thema, nämlich die Jahreszeiten, derer wir nie müde werden. Es ist ein Lied von der Vergänglichkeit in ihrer majestätischsten Form. Ganz ähnlich gerät No Thought of Leaving, ein Song über die Flüchtigkeit, ausgerechnet mit einer Musik, die steinalt zu sein scheint.
Oft gibt es in der Mitte dieser Songs einen Moment des Innehaltens oder Schweigens, von dem aus sich das Lied dann noch einmal neu aufschwingt. Bläser tragen dann beispielsweise Cold Moon empor, und Alela Diane scheint dieses Lied zu wiegen wie ein Baby im Arm. Auch in The Sun Today haben die Bläser einen effektvollen Auftritt, dazu gibt es auch Streicher – und alle Instrumente klingen, als könnten sie die Frage „Have you seen the sun today?“ keineswegs mit Ja beantworten. Migration besteht beinahe mehr aus Pausen denn aus Lied, und doch beinhaltet es ganz viel von den Gefühlen, die mit Migration verbunden sind: Sehnsucht, Angst, Gefahr, Heimweh; auch wenn nichts davon explizit benannt wird.
Roy erweist sich schließlich als wundervoller Schlusspunkt für eine sehr schöne Winterplatte. Man kann, beim letzten der neun Stücke auf Cold Moon, dann schließlich doch nicht mehr anders und muss an Nick Drake denken – so viel Ernst und Poesie gibt es hier.