Künstler | (Sandy) Alex G | |
Album | Beach Music | |
Label | Domino | |
Erscheinungsjahr | 2015 | |
Bewertung |
Wahrscheinlich liegt es an U96, dass ich bei einem Namen wie “Alex G” noch immer sofort an Großraumtechno denke. Davon könnte Alex Giannascoli aus Philadelphia, der sich manchmal Alex G und manchmal Sandy Alex G nennt, allerdings nicht weiter entfernt sein. Sein Metier ist Indie, lupenrein, Lo-Fi. Sechs Alben hat er, meist in Eigenregie und im Eigenvertrieb, bereits vorgelegt. Nun folgt Beach Music.
Es ist diese sehr konsequent verfolgte Ästhetik, die seinen Sound auch diesmal ausmacht und ihm einen hohen Wiedererkennungswert beschert. Seine Sorge um den genau richtigen Klang ist sogar so groß, dass er die fertigen Aufnahmen am liebsten gar nicht aus der Hand geben wollte, als es ans Mixen und Mastern von Beach Music ging. “I was really nervous – usually, I’d just do everything myself and then put it out myself. I have this really precise vision and the best understanding of what I want to do”, sagt Alex G.
Man hört ihm diese Behutsamkeit in Liedern wie Thorns an, zugleich zeigt Beach Music, wie empfindlich diese Songs für kleinste Störungen sind. Denn genau diese kleinen Abweichungen sind es, die Alex G zu seinem Stilmittel gemacht hat. Bug ist nur ein winziges bisschen zu träge, schräg und schüchtern für einen normalen Poprocksong. Ready zeigt sein Talent für schöne Melodien und durchaus angenehme Atmosphären, doch Station macht wenig später deutlich, wie viel Spaß er daran hat, zu verstören; in diesem Fall, indem er einfach zwei verschiedene Songs übereinander legt.
Aufgenommen wurden die Lieder zwischen Herbst 2014 und Frühjahr 2015, immer dann, wenn Alex G von einer Konzertreise kam und in seinem Zimmer wieder ans Werk gehen konnte. “Every song is coming from a different place”, betont er. “It branches off in all these directions, but it has its own sound. It’s not something I do intentionally, but I’m the common thread.”
Die Vielfalt reicht von Kicker, das mit etwas mehr Tempo auf Weezers Pinkerton nicht ganz fehl am Platz gewesen wäre, über das instrumentale Walk und In Love als Jazz-Ausflug mit Klavier, Trompete und uralter Stimme bis hin zu Mud, das eine von Billy Corgans Rührmichnichtan-Balladen sein könnte. “I wanted this album to sound really warm and unpretentious and unfiltered”, umschreibt Alex G seine Zielsetzung, und dann hängt er noch zwei wunderbare Indie-Sätze dran: “I wanted to make music that was completely honest, music that was coming really naturally to me. I don’t know what or who I am if I’m not writing songs.”
Manchmal bieten die Lieder zwar jenseits dieser maximalen Identifikation nur Geschrammel und Flüstern, in einigen Passagen wird Beach Music deshalb ein bisschen zu ereignislos. Doch es gibt genug Lieder, die Alex G als feinen Songwriter ausweisen. Salt zeigt, dass man nicht viele Instrumente zum Experimentieren braucht – ein durchtriebener Geist reicht völlig aus. Snot illustriert die eigentümliche Schönheit, die in seiner Musik liegt, mit ein bisschen Leichtigkeit, ein bisschen Eingängigkeit und sogar etwas Punch.
Bloß die Sache mit dem Albumtitel erschließt sich nicht so ganz. Beach Music klingt voll und ganz nach Stubenhockermusik. Das Quasi-Duett Brite Boy ist eines der wenigen Lieder, die wirken, als hätten sie zumindest vor langer Zeit schon einmal das Tageslicht gesehen. Die Welt dieser Platte ist nicht der Strand, sondern eher das Goldfischglas.