Künstler | Anteros | |
EP | Breakfast | |
Label | Kobalt | |
Erscheinungsjahr | 2016 | |
Bewertung |
In der griechischen Mythologie ist Anteros der Gott der unerwiderten Liebe. Laura Hayden, Sängerin der gleichnamigen Band aus London, hat allerdings ganz andere Probleme. Zum Beispiel einen Liebhaber, der die ganze Nacht über nichts anderes tun will, als über seine Probleme zu reden.
Was sie mit ihren Bandkollegen Joshua Rumble (Bass), Charles Monneraud (Gitarre) und Harry Balazs (Schlagzeug) daraus gemacht hat, ist Breakfast, der Titelsong dieser EP. Es ist ein Lied mit unwiderstehlichem Refrain, viel Energie und betörender Atmosphäre. Ein Hit. “We’ve all been bored by someone who is too self-indulgent”, blickt Laura Hayden auf die Entstehungsgeschichte zurück, die hier höchst eingängig und wunderbar augenzwinkernd verarbeitet wird.
Dieser Ansatz ist, legt man die hier vertretenen fünf Stücke zugrunde, durchaus typisch für das Quartett. “Bitter dream pop” nennen Anteros ihr eigenes Genre. Das düstere Element wird dabei am deutlichsten in Ring Ring. Wie viel Ambition in diesem Lied steckt, zeigt vor allem die Tatsache, wie zielsicher die Band hier einen ganz bestimmten Sound anstrebt, und diesen auch hinbekommt. Den Gegenpol bildet Fade To Grey: Genau in dem Moment, wenn Laura Hayden „turn the lights on“ singt, entwickelt sich die Musik tatsächlich von einem halbwegs deprimierten Human-League-Sound hin zur ultimativen Heiterkeit.
Auch Anteros am Beginn der EP nimmt diese Entwicklung. Der dezente Beginn lässt die herbe Stimme à la Chrissie Hynde sehr schön zur Geltung kommen, es folgen eine angedeutete Eighties-Atmosphäre und eine beträchtliche Dynamik, bevor der Song am Ende fast hymnisch wird, mit einem sich aufschwingenden Chorgesang im Stile von Arcade Fire.
The Beat handelt tatsächlich von unerwiderter Liebe, allerdings war in dieser Begebenheit keineswegs die Sängerin die schmachtende Zurückgewiesene. “I got dumped because I was too busy to take care of the guy. He sent me a text as I was on my way to the studio, so I switched my phone off and wrote down all the things I wanted to tell him. I guess that makes it a breakup song?”, hat Hayden dem Guardian erzählt. Die Musik dazu bietet (erneut) einen Slapbass, der Duran Duran stolz gemacht hätte, einen Discobeat in bester Blondie-Manier und eine Melancholie, die auf den ersten Blick gar nicht zu diesem Sound passen mag – bis sich wieder ein extrem fröhlicher Refrain entfaltet, der zu diesem Zeitpunkt allerdings schon ein wenig wie eine Masche wirkt.
Das manches auf der Breakfast EP noch nach Schema F klingt, geht keineswegs auf Kosten der Anziehungskraft dieser fünf Songs. Und wenn Anteros vor lauter Konzentration auf ihre Musik sogar ihre Beziehungen in die Brüche gehen lassen, ist von ihnen wohl noch eine Menge zu erwarten.