Archive – „Restriction“

Künstler Archive

Archive klingen auch auf "Restriction" wie viele Bands in einer.
Archive klingen auch auf „Restriction“ wie viele Bands in einer.
Album Restriction
Label Dangervisit
Erscheinungsjahr 2015
Bewertung

Drei Vorab-Singles, alle am selben Tag veröffentlicht. Das ist doch mal eine ungewöhnliche Methode, um die Neugier auf ein neues Album zu wecken. Archive haben das im Oktober mit Feel It, Black And Blue und Kid Corner praktiziert. Darius Keeler, Mitbegründer des Kollektivs aus London, erklärt die Idee dahinter: “Our aim was to make an album where each track was as strong as the one before it, and having done that we didn’t want to put the focus on just one single. Ideally we’d release every track off the album individually. Putting out three singles at once will give people a better picture of the full scope of the album. It’s also a very un-Archive thing to do, which was obviously half the appeal!”

Er spricht damit einen wichtigen Effekt an, der Archive auch auf ihrem zehnten Album auszeichnet. Hört man das erneut vom langjährigen Weggefährten Jerome Devoise produzierte Restriction, dann erkennt man: Archive sind ganz viele Bands in einer. Und hört man die einzelnen Songs, lassen sie sich fast niemals problemlos verorten, sondern streifen ganz viele Genres pro Track.

Mit Feel It beginnt das Album, als sei man schon längst mittendrin. Nach einer knappen Minute gibt es den Schrei „Feel it!“, dann erklingt eine E-Gitarre, die so gespielt wird, als entdecke hier jemand gerade erst den famosen Klang dieses Instruments. Third Quarter Storm klingt zärtlich und verloren, Crushed gerät wild und abstrakt. End Of Our Days braucht fast nur Orgel und Gesang, um sehr intensiv zu werden – man muss eindeutig „Soul“ dazu sagen. Black & Blue ist fast ebenso geheimnisvoll und zerbrechlich. Kid Corner ist im doppelten Sinne nicht zu fassen, ätherisch und aggressiv. Half Built Houses wird eine Klavierballade, die – anders als etliche andere Songs von Archive – keine Ironie kennt, keine Distanz zwischen Künstler und Werk.

“We set out to make an album with 12 individual and distinct songs, all coming from a similar place but at the same time musically diverse and unique”, erklärt Keeler die Beweggründe für diese Vielfalt. “One of the things I love about Archive is the way we’ve been able to change and evolve with each record and take our fans on a journey. Restriction is the next leg of the journey.”

Natürlich gibt es auf Restriction auch wieder etliche Tracks, die Archives vielleicht größte Stärke illustrieren: Sie machen Tanzmusik, zu der man nicht den Kopf ausschalten muss. In Ride In Squares weist ein chaotischer Beat den Weg in ein Techno-Inferno. Ruination vereint die Psychedelik von Primal Scream mit der Hysterie von The Rapture. Ladders ist am Anfang bloß ein Windhauch, am Ende ein Tornado. Greater Goodbye ist ebenfalls meisterhaft konstruiert. Der Titelsong Restriction scheint die maximale Zurückhaltung zu propagieren, und doch ist da ein Brodeln, ein Begehren.

Angesichts solcher Songs darf man ein großes Live-Vergnügen erwarten, die Vorfreude von Archive auf die anstehenden Europa-Konzerte ist mindestens genauso groß. “The live setting has always been vital to Archive, we try to make each tour unique and special, I think we’ve set the bar high this time, I really can’t wait to get out there and take the new show to the fans”, sagt Keeler. Im Vorprogramm werden Archive diesmal ihren Film Axiom zeigen, der im vergangenen Jahr auf etlichen Filmfestivals sehr positiv aufgenommen wurde.

Es ist diese Lust auf neue Formen und ungewöhnliche Wege, die Archive auch auf diesem Album auszeichnen. Restriction ist nicht mehr bahnbrechend, überzeugt aber mit großer Intensität, Intelligenz und einem unbändigen Ehrgeiz.

Soul und eine Quallenplage? Das Video zu End Of Our Days.

Archive sind im Frühjahr live in Deutschland zu sehen:

27.02.2015 Dortmund, FZW

28.02.2015 Bremen, Schlachthof

01.03.2015 Hamburg, Große Freiheit

03.03.2015 Bielefeld, Ringlokschuppen

04.03.2015 Köln, E-Werk

05.03.2015 Frankfurt, Batschkapp

08.03.2015 Wien, Arena

20.03.2015 Erlangen, E-Werk

21.03.2015 Karlsruhe, Substage

22.03.2015 München, Muffathalle

23.03.2015 Leipzig, Werk 2

24.03.2015 Berlin, Huxley’s

Homepage von Archive.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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