Künstler | Arthur Beatrice | |
Album | Working Out | |
Label | Vertigo | |
Erscheinungsjahr | 2014 | |
Bewertung |
Inkongruenz ist das wichtigste Prinzip in der Musik von Arthur Beatrice. Das fängt beim Bandnamen an: Niemand aus dem Quartett aus London heißt Arthur Beatrice, oder bloß Arthur, oder bloß Beatrice. Aber mit einem Männer- und einem Frauennamen wird zumindest verdeutlicht, dass es hier Stimmen verschiedenen Geschlechts gibt: Neben Orlando Leopard, der die Band mit seinem Schulfreund Elliot Barnes (Schlagzeug) gegründet hat, ist nämlich auch Ella Girardot am Mikrofon zu erleben. Harmish Barnes, der Bruder von Elliot, komplettiert als Bassist die Band.
Die Vorliebe fürs Nichtübereinstimmen geht bei den Songtiteln des Debütalbums Working Out weiter: Die Namen der Lieder sind scheinbar beliebig, ohne Bezug zu den Texten und Themen. „Es ist als eine Art Bruch gedacht – einer, der dich erkennen lässt, dass da irgendetwas nicht stimmt, und dass du dir den Song noch einmal vornehmen solltest, um herauszufinden, warum er seinen Titel eigentlich trägt“, erklärt Ella Girardot dieses Prinzip.
Schließlich geht es auch in der Arbeitsweise von Arthur Beatrice um das Vereinen von Dingen, die zunächst nicht zusammen passen. Jeder der vier Musiker bringt seine Ideen ein, dann diskutieren alle darüber, basteln, erweitern, verwandeln. „Wenn es den einen in die eine, und den anderen in eine völlig entgegengesetzte Richtung zieht, dann kann es passieren, dass man, ohne dafür Kompromisse eingehen zu müssen, genau dazwischen etwas viel Interessanteres entdeckt“, schildert Orlando Leopard die Vorteile dieser Herangehensweise.
Mit den Ergebnissen haben Arthur Beatrice schon viel Jubel ausgelöst. Die Carter EP und die Vorab-Singles wurden gefeiert, obwohl man kaum etwas über die Musiker hinter diesen Tracks wusste. Das hat Arthur Beatrice wohl noch in ihrer Zuversicht bestärkt: Sein Debütalbum bringt das Quartett jetzt gleich auf eigenem Label heraus, aufgenommen wurde Working Out zudem im eigenen Studio. “Ihre Vergangenheit mag mysteriös gewesen sein, ihre Zukunft wird das Gegenteil”, lautet eine nicht ganz unrealistische Prophezeiung des Observer angesichts von so viel Selbstbewusstsein.
Die Musik liefert weitere Belege für diese Vorhersage. Working Out ist schlau und schick, modern und mysteriös. Manchmal muss man an Sophie Ellis Bextor denken wie beim eleganten Late, manchmal wird die melancholische Melodieseligkeit von The Beautiful South mit dem raffinierten Minimalismus von The XX gepaart wie in Fairlawn. Nicht zuletzt zieht sich auch durch diese zwölf Songs das Widersprüchliche als Leitmotiv: Councillor ist für einen Opener unsagbar zurückhaltend, in Carter (Uncut) gibt es ein Klavier, das ein House-Riff spielt, und ein anderes, das man eher im Blues verorten würde. Die Single Grand Union ist dezent, bietet aber dennoch eine brodelnde Intensität wie Hercules & Love Affair.
Eine besondere Stärke ist das gewitzte Spiel mit den beiden Stimmen. Sängerin Ella ist wiederholt für die Zeilen zuständig, die aus männlichem Blickwinkel erzählt werden. Umgekehrt schlüpft Orlando Leopard in die weibliche Rolle. In Ornament & Safeguard, dem besten Lied auf Working Out, singen beide zusammen und spielen mit den Geschlechterperspektiven. „What I do as a woman / I do as a man“, heißt es da, und unlogisch kann diese Zeile nur außerhalb des Arthur-Beatrice-Universums klingen.
More Scrapes führt einen schüchternen Beat und viel Leidenschaft im Gesang zusammen, in der Single Midland ist der Refrain eingängig und tanzbar, trotzdem bleibt da immer ein Schatten, ein dunkles Geheimnis. Auch Charity geht in diese Richtung und zeigt, wie Arthur Beatrice ihre Musik am liebsten verstehen: Als Pop, aber ohne Unbeschwertheit.
Schöne Bilder, schöne Sounds und eine unsichtbare Band – das Video zu Late.
httpv://www.youtube.com/watch?v=Kzi8sZOAO34