Künstler | As Animals | |
Album | As Animals | |
Label | Atmospheriques | |
Erscheinungsjahr | 2014 | |
Bewertung |
“I’m an extraordinary machine”, singt Zara Desbonnes im sechsten Lied dieses Albums. Das stimmt in zweifacher Hinsicht. Erstens kommt es nicht allzu oft vor, dass ein französisches Duo (neben Desbonnes, die singt und die Texte schreibt, gehört der Multi-Instrumentalis Frédéric Grange zu As Animals) sich zwei Jahre Zeit für die Arbeit an einem Debütalbum lässt, und diese Platte dann auch noch in Malmö aufnimmt (mit Produzent Tore Johansonn, der unter anderem schon die Cardigans und Franz Ferdinand unter seinen Fittichen hatte). Zweitens ist diese Maschine außergewöhnlich schlecht. Extraordinary Machine klingt wie eine Mischung aus Jazz, einem Softporno-Soundtrack und dem seit 20 Jahren währenden Bedauern, dass Alanis Morissette nicht mehr die Welt regiert.
Der Rest von As Animals ist leider auch nicht besser. Zum Ende hin wird die Platte zwar ein wenig besser, aber insgesamt liefert das Album weit unterdurchschnittliches Material zwischen Elektro-Spielerei und Indie-Habitus. Von den Einflüsse, die As Animals für ihren Sound benennen (Björk, The Knife, Feist und Fiona Apple) findet sich jedenfalls keine Spur. Und die Begeisterung des Duos für tolle Melodien hat auf dem Debüt, mit Ausnahme des hübschen Fool, ebenfalls kaum Niederschlag gefunden. “When we start to play a melody, on the guitar, piano, drums or whatever, and it clicks for us, it becomes a mission”, erklären As Animals. “Once we start it, we have to continue until we finish, even if it takes hours, days…”
Das orchestrale und instrumentale Stampede ist so etwas wie der Vorspann zu diesem Album, dann folgt ein Lied, das kaum programmatischer sein könnte: As Animals von As Animals auf dem Album As Animals. „But we walk like animals / and we are severals”, lautet die zentrale Zeile, der maximal plakative Beat will vielleicht das Wilde und Tierische an diesem Bekenntnis betonen, wirkt aber leider bloß plump.
So geht es weiter: Nighthawks Dropping will mysteriös sein, gerät aber bloß wirr. Big Slap ist kompetent, aber ohne Charakter oder gar Innovationen. Die Single I See Ghost (Ghost Gunfighters), in Frankreich und Italien ein großer Hit, setzt auf große Worte und große Gesten, verhält sich aber zu großer Popmusik wie Modeschmuck zu wirklich elegantem Geschmeide aus edelstem Material. Der in Burn Like A Fire, zu einem angedeuteten Latin-Sound à la Nelly Furtado besungene Löwe kann allenfalls ein sehr gelangweiltes Schmusekätzchen sein.
Besonders ärgerlich ist As Animals, weil man merkt, mit wie viel Einsatz und Könnerschaft Produzent Tore Johansonn versucht, diese Platte doch noch zu retten. So Cold klingt so immerhin wie ein solider Pink-Albumtrack. It’s Like That ist ebenfalls ganz nett, wie von einer (leider) gezähmten Lily Allen. Und In My Head, das sich weitgehend auf spanische Gitarre und Gesang beschränkt, wird (als vorletztes Lied des Albums) sogar der erste Moment, in dem man glauben kann, nicht nur die Fassade von As Animals zu sehen, sondern auch das Dahinter.
Ansonsten krankt die Platte an viel zu wenig Stil und viel zu viel Hang zu Muckertum (Frédéric Grange hat eine klassische Ausbildung an gleich mehreren Instrumenten). Conscience Upstairs beispielsweise schafft es zwar, halbwegs dringlich zu werden, wirkt aber akademisch wie vieles auf diesem Album. Die Klavierballade By My Side ist keineswegs einfallslos, aber ohne Kurs, ohne Antowrt auf die Frage, was es sein und sagen will. Und der schlimme Bonustrack Hey You wird zur unheilvollen Begegnung zwischen Lady Gaga (die plumpen Slogans) und Loreen (die pseudo-düstere Theatralik).
Ein deutliches Manko bei As Animals ist zudem der französische Akzent in den englischen Texten, der hier keineswegs charmant oder gar verführerisch wirkt, sondern bloß wie ein Defizit. Den Texten merkt man deutlich an, dass sie aus einer anderen Sprache schlecht übersetzt wurden, und dabei geht einige Male das Metrum verloren – und immer die Poesie.