Künstler | Baio | |
Album | The Names | |
Label | Glassnote | |
Erscheinungsjahr | 2015 | |
Bewertung |
Der ehrenwerte NME hat gerade eine Liste veröffentlicht mit „13 People From Massive Bands We’d Love To See Make Solo Albums“. Josh Homme findet sich darauf, Romy von The XX oder Matt Bellamy. Wer nicht auf der Liste steht: Chris Baio, der Bassist von Vampire Weekend (der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass nicht einmal Ezra Koenig, der Frontmann von Vampire Weekend, auf der Liste steht). Trotzdem bringt er heute sein erstes Soloalbum heraus. Der Titel The Names ist einem Roman von Don Delillo aus dem Jahr 1982 entlehnt. Und mit der Musik darauf kehrt Baio zu den elektronischen Klängen zurück, die er einst schon als DJ in seinen College-Tagen unters Volk gebracht hatte.
Die Abgrenzung zu der Band, in der er seit 2006 den Bass spielt, könnte kaum deutlicher sein. Das vergleichsweise popppige Matter erinnert noch am ehesten an Vampire Weekend, der Rest ist eher an New Wave und Elektropop orientiert. Schon mit den EPs Sunburn (2012) und Mira (2013) hatte er diese Vorliebe ausgelebt und zugleich deutlich gemacht, dass es noch eine ganz andere kreative Seite von ihm gibt, die er der Welt gerne präsentieren möchte. „The Names is a record that has reverberated through my mind for much of the last five years“, bekennt er.
Als er vor zwei Jahren aus der New Yorker Heimat nach London zog, fand er dann auch die passenden Themen für ein Album: Orientierung, Sehnsucht und die Frage, was einen Lebensmittelpunkt ausmacht. Das ist in jedem Fall ein Sujet, das ein ganzes Album tragen kann. Das Problem von The Names ist aber ein anderes, was schon im ersten Track Brainwash Yyrr Face unverkennbar wird: Baio hat ein Händchen für Soundlandschaften und Rhythmen, aber keins für Melodien. Und ein Sänger ist er schon gar nicht. Das wird hier kaschiert, indem die Stimme stark verfremdet ist, aber es bleibt auch danach der wunde Punkt von Baio.
In Sister Of Pearl versucht er sich an einem Pseudo-Rockabilly-Croon, in Needs klingt er wie eine Mädcheninternat-Variante von Dave Gahan, auch der Titelsong belegt seine Schwäche: Der Gesang ist nicht schief, aber klinisch und dünn. Er bringt kein Gefühl rüber und auch keine Coolness.
Am besten ist The Names deshalb in den (umfangreichen) instrumentalen Passagen wie am Beginn von I Was Born In A Marathon oder dem Schlusspunkt Scarlett, das ein wenig wie die Keimzelle wirkt, aus der dann Musik wie die von OMD erwachsen ist. Der stärkste Track ist All The Idiots, das eine gute Dosis House-Euphorie hat, eine sehr gelungene Atmosphäre und eine stimmige Dramaturgie. Und noch einen Pluspunkt: Baio singt nicht.