Künstler | Beach House | |
Album | Thank Your Lucky Stars | |
Label | Bella Union | |
Erscheinungsjahr | 2015 | |
Bewertung |
Ähnlich wie bei Lana Del Rey kauft man die Platten von Beach House nicht wegen einzelner Songs. Man kauft eine Ästhetik. Das gilt auch für Thank Your Lucky Stars, das sechste Studioalbum des US-Duos.
Aufgenommen wurde die Platte während der Sessions, bei denen auch der gefeierte (und gerade zwei Monate vorher veröffentlichte) Vorgänger Depression Cherry entstand. Doch um die enorme zeitliche Nähe zwischen den beiden Platten wollen Victoria Legrand und Alex Scally nicht allzu viel Aufhebens machen. „It’s hard to put it into words, but something about the record made us want to release it without the normal ‘campaign.’ We wanted it to simply enter the world and exist”, sagen sie.
Lassen wir ihnen also ihren Willen und schauen auf die Songs. Und die bieten auch auf Thank Your Lucky Stars wieder meisterhaften Dream-Pop. Die Platte klingt, als versuchten Victoria Legrand und Alex Scally ständig, sich in einem eiskalten Raum in die einzig vorhandene Decke zu kuscheln, hat Pitchfork geschrieben, und das ist kein schlechtes Bild. One Thing klingt todtraurig, gerade durch seine fast maschinelle Bestimmtheit. Elegy To The Void erweist sich als Science-Fiction-Traum. Der Auftakt Majorette ist meisterhafter Pop in Pastellfarben, wie man ihn von Saint Etienne liebt – der Gesang hingehaucht, das Schlagzeug zart, die Gitarre durch einen Wald vom Smiths-Girlanden tänzelnd.
All Your Yeahs zeigt, wie Blondie vielleicht geklungen hätten, wären sie nicht im CBGB sozialisiert worden, sondern im Barbie-Traumhaus. Passend dazu zeigt das Albumcover ein Mädchen, das eine Puppe auspackt, die sie gerade geschenkt bekam, der Albumtitel ist in Strass-Optik auf diesem Foto platziert. Irgendwo unter der brüchigen Oberfläche von The Traveller steckt ein vielleicht halbwegs glücklicher Reggae-Song. Und Somewhere Tonight, der Schlusspunkt des Albums, wäre ein perfektes letztes Lied beim Abschlussball einer High School, an der wirklich alle Schüler schwer traumatisiert (oder Goths) sind.
Der Rough Song macht deutlich, dass nach wie vor keine andere Band so überzeugend „Party“ auf „sorry“ reimen kann wie Beach House. In Common Girl, in dem Scally die Strophe singt, zeigt sich gerade durch den Einsatz eines Clavinets, wie wenig old-timey die anderen Songs klingen, obwohl sie sich in keiner Weise um Modernität bemühen. Und das wundervolle She’s So Lovely illustriert mit Slide-Gitarre, Orgel und Fantasien von “Castles in the sand”, worum es auch auf Thank Your Lucky Stars geht: Romantik, die Kraft des Wünschens und die Freuden des Träumens.