Künstler | Beware Of Darkness | |
Album | Orthodox | |
Label | Bright Antenna | |
Erscheinungsjahr | 2013 | |
Bewertung |
Es ist nicht schwer zu erkennen, warum Dave Sardy, zu dessen Referenzen als Produzent unter anderem Oasis, Band Of Horses und die Rolling Stones gehören, Gefallen an Beware Of Darkness gefunden hat. Dave Sardy mag prototypische, klassizistische Rockmusik. Und das Trio aus Kalifornien, dessen Debütalbum Orthodox er innerhalb von zwei Wochen in Los Angeles aufgenommen hat, macht genau solche.
Howl heißt der erste Song, und nach fünf Sekunden weiß man: Oha, das ist Schweinerock. Auch im weiteren Verlauf dieses Albums kann man das Kopfkino nicht von den dazu passenden Bildern abbringen: Ein Schlagzeuger, der mit ungewaschenen Haaren headbangt, ein Sänger (pardon: Shouter), der seine viel zu enge Lederhose im Schritt mit irgendetwas ausgestopft hat, ein Gitarrist im Guns’N’Roses-T-Shirt und Fans, die vor allem über die verschiedenen Ausprägungen der Devil Horns mit der Band kommunizieren.
Wenn man solche Musik nicht mag, findet sich auf Orthodox einiges, was schwer erträglich ist. End Of The World ist überambitioniert und krude. Die Klavierballade Life On Earth? (inklusive “Is this all there is to life?”-Existenzialismus) wird denkbar plump. Salvation Is Here bietet unglaubwürdige Psychedelik und hohlen Bombast. Hummingbird, der erwartungsgemäß akustische Schlusspunkt von Orthodox, fällt genau in die Mitte zwischen “okay” und “belanglos” – wie das gesamte Album. Man kann bei Beware Of Darkness, wenn man es böswillig betrachtet, der Gitarrenmusik beim Dahinvegetieren zuhören.
Sardy ist mittlerweile leider berüchtigt für solcherlei Sound, und auch hier tut er nichts, was auch nur ein winziges bisschen innovativ sein könnte. Wenn ein Song indisch angehaucht ist wie My Plant Is Dead, dann lassen sofort Led Zeppelin grüßen. Wenn es eine Ballade gibt wie Amen Amen, dann muss natürlich ein Fender Rhodes erklingen und eines von ganz, ganz vielen Liedern auf dieser Platte entstehen, das man sich 1:1 von Jet vorstellen könnte. Und ein Song namens Ghost Town muss natürlich cineastisch und düster klingen, mit einer einsamen Geige und schwerer Bluesrock-Gitarre.
Nicht besonders begrüßenswert ist auch die Tatsache, dass Kyle Nicolaides, Tony Cupito und Daniel Curcio ihr Debütalbum pompös in vier Kapitel namens “Ignorance”, „Loss“, „Depression“ und „Enlightenment“ unterteilt haben. Und dass Frontmann Kyle Nicolaides in diesen denkbar mediokren Songs so etwas wie große Philosophie sieht. “The working title was Bleak”, verrät er. “It became Orthodox. I kept writing that word down in my journals. Once I finally looked up what it meant, it made sense and it fit. The first half means right and true, the second half means belief. I think the record is a lot about that too. About coming into awareness. You know that age where you come into awareness and you understand how the world works? ‘This is how our food supply works? This is how government works?’ For me, it’s about that kind of thing: self-awareness, what that is, realizing that you can lose people, realizing that friends disappear, and understanding how things work.”
Auf der Habenseite kann man feststellen: Ab und zu gelingt Beware Of Darkness ein richtig gutes Lied, wobei es hilfreich ist, wenn man die Platte in der nötigen Lautstärke hört. Sweet Girl baut auf ein Riff, das die Dandy Warhols aus unerfindlichen Gründen vergessen haben, auch noch auf Thirteen Tales unterzubringen, dazu gibt es eine im Vergleich zum Rest des Albums etwas rotzigere Stimme und ein Gitarren-Stakkato, das für eine Nähe zu den Arctic Monkeys sorgt. Heart Attack ist kraftvoll und feurig. Morning Tea würde mit seinem Mix aus einfühlsamen Passagen und Schockmomenten auch Mando Diao gut stehen. Und All Who Remain haben Beware Of Darkness zwar mit John 5 (Rob Zombie) geschrieben, die näher liegende Assoziation sind allerdings die Red Hot Chili Peppers: Die wären sicher neidisch auf einen so stimmigen Midtempo-Song.
All das rettet Orthodox freilich nicht. Um wirklich zu beeindrucken, fehlen im richtigen Moment eine Extraportion Power, eine größere melodiöse Klasse oder die nötige Prise Wahnsinn, die dem Sound einen doppelten Boden verleihen könnte. So bleibt ein Album, das immer kompetent klingt, manchmal halbwegs originell, aber niemals aufregend.